Zur Bewältigung der großen Zukunftsaufgaben brauchen wir Weltmeere die sauber sind und nachhaltig bewirtschaftet werden. Das Projekt „Governance der Ozeane“ erforscht, wie internationale Meerespolitik neu gedacht werden kann.
Zur Bewältigung der großen Zukunftsaufgaben brauchen wir Weltmeere die sauber sind und nachhaltig bewirtschaftet werden. Das Projekt „Governance der Ozeane“ erforscht, wie internationale Meerespolitik neu gedacht werden kann. istock/Arrangements-Photography

Headline: Governance der Ozeane

Als Menschen sind wir auf einen gesunden und produktiven Ozean angewiesen. Der Ozean stellt eine wichtige Nahrungsquelle dar, reguliert das Klima, zeichnet sich durch biologische Vielfalt aus und bietet kulturelle Inspiration oder Möglichkeiten zur Erholung. Die Meere sind jedoch immensen Bedrohungen ausgesetzt. Durch den Klimawandel und mit der stetig zunehmenden Nachfrage nach Nahrungsmitteln, Energie und Ressourcen sowie technologischen Entwicklungen wachsen die Herausforderungen. Innovative Governance-Ansätze sind unverzichtbar, damit marine Ökosysteme und Ressourcen nachhaltig bewirtschaftet und angemessen bewahrt werden.

Die Forschungsgruppe Governance der Ozeane am RIFS forscht an der Schnittstelle von Wissenschaft, Politik und Gesellschaft, um die komplexen Herausforderungen besser zu verstehen, die politisch-gesellschaftliche Steuerung und Regulierung der Meere zu verbessern und den Wandel hin zu einer nachhaltigen Bewirtschaftung des Ozeans zu fördern. Durch die Begleitung von politischen Prozessen, die Förderung des Austauschs zwischen Interessenvertretern und die Erforschung von Governance-Systemen generiert die Forschungsgruppe neues Wissen, um politische Entscheidungsprozesse zu unterstützen und die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema zu fördern. Die Anwendung transdisziplinärer Forschungsmethoden und eine enge Zusammenarbeit mit Akteuren auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene ermöglicht es, wirkungsvolle Ergebnisse zu erzielen und zu wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Diskussionen beizutragen.

Die Forschungsgruppe befasst sich insbesondere mit politischen Prozessen im Kontext der Agenda 2030, dem Meeresbodenabbau, der Meeresverschmutzung, dem Schutz der biologischen Vielfalt und an der Schnittstelle von Ozean und Klima. Die Gruppe erforscht außerdem die Meeres-Politik und -Governance der EU im Zusammenhang mit dem Green Deal, unter anderem zu Fragen der Kohärenz von Governance-Regelungen.

Projekte

Governance der Ozeane

Ohne intakte Weltmeere lassen sich die großen Herausforderungen nachhaltiger Entwicklung nicht lösen. In Verbindung mit lösungsorientierten Drittmittelprojekten untersucht das Projekt, wie sich notwendige Nachhaltigkeitstransformationen für die Ozeane erzielen lassen und die Meeres-Governance gestärkt werden kann, auch im Umgang mit neuen Risiken.

Innovative Meerespolitik zur Unterstützung des Green Deal der EU

Fragmentierte Governance-Regelungen für die Meere behindern Managementansätze zur erfolgreichen Bewältigung von globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel, dem Verlust der biologischen Vielfalt und der Verschlechterung des Naturkapitals. PermaGov (Innovative Governance, Umweltbeobachtung und digitale Lösungen zur Unterstützung des Green Deal) zielt darauf ab, die Umsetzung und Leistung der EU-Meerespolitik zu verbessern, um die im EU Green Deal gesetzten Ziele zu erreichen.

Ökosystembasiertes Management für Europas Meere

Europa muss einen Kurs einschlagen, der den Rückgang der biologischen Vielfalt im Meer umkehrt. Das Projekt Marine SABRES wendet einen Multi-Stakeholder-Ansatz an, um gemeinsam ein einfaches sozial-ökologisches Rahmenwerk zu entwickeln. Damit verbessert es die Entscheidungsfindung und unterstützt Meeresmanager bei der Umsetzung von Interventionen und Maßnahmen zum Schutz von Küsten- und Meeresgebieten.

Null-Verschmutzung der europäischen Meere bis 2030

Das Projekt zielt darauf ab, eine ganzheitliche Strategie zu entwickeln, die die EU auf dem Weg zur vollständigen Vermeidung von Verschmutzung der europäischen Meere bis 2030 begleitet. Forschende identifizieren Hindernisse für eine erfolgreiche Politik zur Verringerung der Verschmutzung und ermitteln bewährte Verfahren für wirksame Maßnahmen. Außerdem arbeiten sie mit den wichtigsten Interessengruppen zusammen, um einen praktischen Fahrplan für den Übergang zu sauberen europäischen Meeren zu entwickeln.

Governance, Politik und völkerrechtliche Dimensionen von ozeanbasierten Technologien für negative Emissionen

Mit Technologien für negative Emissionen können Treibhausgase aus der Atmosphäre entfernt werden. Dadurch könnte die globale Erwärmung begrenzt und ein wichtiger Beitrag zum Pariser Klimaabkommen geleistet werden. Es bestehen jedoch viele Unsicherheiten hinsichtlich der Anwendung und der Auswirkungen dieser Technologien. Das von der EU finanzierte Projekt OceanNETs zielt darauf ab, entscheidende neue Erkenntnisse über ozeanbasierte Technologien für negative Emissionen zu gewinnen. Im Rahmen des Projektes trägt das RIFS zur Bewertung von Fragen der Governance, Politik und völkerrechtlichen Dimensionen bei.

Abgeschlossene Projekte

Marine Regions Forum im westlichen Indischen Ozean

Das Forum der Meeresregionen hat zum Ziel, Transformationen für einen wirksamen Meeresschutz auf regionaler Ebene zu unterstützen. Es soll den Multi-Stakeholder-Dialog fördern, den Austausch bewährter Praktiken erleichtern und die Zusammenarbeit zwischen Meeresregionen verbessern. Nach seinem Start mit einer ersten Konferenz in Berlin im Jahr 2019 konzentriert sich das Forum der Meeresregionen derzeit auf die Region des westlichen Indischen Ozeans.

Umweltstandards für den Tiefseebergbau

Der Abbau von mineralischen Vorkommen in der Tiefsee könnte Ökosysteme irreversibel schädigen. Trotz internationaler Verpflichtungen zum Schutz der Weltmeere fördern Staaten, darunter auch Deutschland, die Entwicklung von Tiefseebergbau im Namen von Versorgungssicherheit und der Entwicklung neuer Technologien. Im Forschungsvorhaben „Umweltstandards für den Tiefseebergbau" soll ein wissenschaftlich fundiertes Konzept entwickelt werden, das eine systematische Planung des Umweltmanagements der Tiefsee durch die Internationale Meeresbehörde ermöglicht.

Meeresnaturschutz in der Arktis

Die Meereisschmelze in der Arktis führt zu neuen Möglichkeiten der wirtschaftlichen Nutzung, birgt aber auch Gefahren für die empfindliche Meeresumwelt. In dem Forschungsprojekt untersuchen die Projektpartner unter anderem die Nutzung der arktischen Meeresressourcen sowie die Einführung von Naturschutzmaßnahmen. Das Projekt ist eine Kooperation der Forschungsgruppen „Governance der Arktis" und „Governance der Ozeane".

Stärkung der regionalen Governance für die Hohe See (STRONG High Seas)

Fast zwei Drittel der Ozeane liegen außerhalb der nationalen Hoheitsgewässer. Für den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Artenvielfalt in diesen Gebieten gibt es keine umfassenden Abkommen. Das Projekt unterstützt im Südostatlantik und im Südostpazifik regionale Institutionen und nationale Behörden bei der Entwicklung integrierter Governance-Ansätze.

Marine Regions Forum

Angesichts des Zustands des Ozeans ist es dringend erforderlich, dass der Schutz und die nachhaltige Nutzung der Meere in Einklang gebracht, geeignete Maßnahmen ergriffen und die relevanten Akteure eingebunden werden. Das Marine Regions Forum bietet eine informelle, transdisziplinäre und partizipative Plattform an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik, um das Engagement für die Meere voranzubringen. Verbesserte Kooperationen innerhalb und zwischen Meeresregionen helfen dabei, die aktuellen Herausforderungen der Meeresnachhaltigkeit wie den Verlust der biologischen Vielfalt, die Auswirkungen der globalen Klimakrise oder die Meeresverschmutzung anzugehen.

International Ocean Governance Forum

Mit dem International Ocean Governance Forum (IOG-Forum) entwickelt die Europäische Kommission mit Unterstützung des IASS eine neue Diskussions- und Austauschplattform für internationale Meeres-Governance. Akteure und Stakeholder sind eingeladen, sich über Aktivitäten wie web-basierte Seminare und Workshops, Online-Konsultationen und Konferenzen zu beteiligen und gemeinsam Vorschläge für den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Meere zu erarbeiten.

Unterstützung des BMU bei den Verhandlungen über ein UN-Seerechtsübereinkommen

Im Rahmen der deutschen EU-Präsidentschaft 2020 unterstützt das IASS das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit bei den laufenden Verhandlungen über die Entwicklung eines neuen völkerrechtlich verbindlichen Instruments im Rahmen des UN-Seerechtsübereinkommens (UNCLOS) zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt des Meeres in Gebieten außerhalb nationaler Hoheitsbefugnisse (BBNJ).

Blue Carbon: Klimaschutz durch Meeresnatur

Marine Ökosysteme wie Mangroven, Seegraswiesen und Salzwiesen haben die Eigenschaft, Kohlenstoff in ihrer Biomasse und Sedimenten zu speichern. Ihre Erhaltung und Wiederherstellung kann somit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und darüber hinaus für einen intakten Ozean liefern. IASS-Forschende legen Handlungsempfehlungen vor, wie Deutschland das Potential dieser Blue-Carbon-Ökosysteme für nationale und globale Klimaschutzziele besser nutzen kann.

Bergbau am Tiefseeboden - Versuchsbergbau und fairer Vorteilsausgleich

Das Projekt analysiert den Regulierungsrahmen für mögliche Tiefseebergbau-Aktivitäten im Gebiet jenseits nationaler Grenzen. Im Dialog mit Akteuren aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft entwickeln die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des IASS Beiträge und Impulse für den internationalen Verhandlungsprozess unter dem Dach der Internationalen Meeresbodenbehörde.

Die Rolle regionaler Governance bei der Bekämpfung von Meeresmüll

Plastikmüll ist zu einem weit verbreiteten Problem im Ozean geworden. In diesem Projekt analysierten IASS-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler, welche Rolle regionale Akteure bei der Bekämpfung von Plastikmüll im Meer spielen, vor welchen Herausforderungen sie stehen und wie Synergien zwischen einem neuen globalen Abkommen und Maßnahmen auf regionaler Ebene entstehen können.

PROG Marine Regions Forum - Internationales Forum zur Stärkung regionaler Meeres-Governance

Meeresverschmutzung und wandernde Arten machen nicht an Grenzen von Hoheitsgewässern Halt. Für diese Probleme braucht es nicht nur globale Abkommen, sondern auch ineinandergreifende regionale Lösungsansätze. Übergeordnetes Ziel des Projektes ist die Entwicklung von effektiven Konzepten zur sektorübergreifenden regionalen Governance für den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Ozeane.

Mineralische Ressourcen der Tiefsee - das gemeinsamen Erbe der Menschheit in der globalen Nachhaltigkeits-Agenda

Das Interesse am Abbau mineralischer Rohstoffe in Meeresgebieten jenseits nationaler Grenzen hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Im Vordergrund der internationalen Diskussion über den Tiefseebergbau stehen die technische Machbarkeit, Profitabilität und mögliche Umweltauswirkungen - und weniger die Frage, ob Tiefseebergbau überhaupt stattfinden sollte und welche alternativen Entwicklungspfade möglich wären. Diesen Fragen geht die Studie „Eine zeitgemäße Vision für den globalen Meeresboden - das gemeinsame Erbe der Menschheit" im Auftrag der Heinrich Böll-Stiftung nach.

Ökologische Leitplanken für den Tiefseebergbau

Die Tiefsee birgt nicht nur weitgehend unbekannte Ökosysteme, sondern in einigen Gegenden auch mineralische Bodenschätze. Der Abbau ist technisch schwierig und bislang nicht wirtschaftlich. Umweltuntersuchungen machen klar, dass die verursachten Schäden irreversibel sein können. Trotz niedriger Rohstoffpreise und damit ungewisser ökonomischer Gewinne wird jedoch weiter auf einen Abbau hingearbeitet. Für die Förderung von Bodenschätzen außerhalb der von Staaten kontrollierten Gewässer gibt es bislang kein umfassendes Regelwerk. Das Projekt „Ökologische Leitplanken für den Tiefseebergbau" beschäftigt sich mit möglichen Umweltfolgen und berät das Umweltbundesamt bei der Entwicklung von Umweltstandards für einen nachhaltigen kommerziellen Tiefseebergbau unter dem Dach der zuständigen Internationalen Seebodenbehörde.