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Headline: Mit Dialogen den regionalen Meeresschutz stärken

Mit dem Nachhaltigkeitsziel „Leben unter Wasser“ adressiert die 2030-Agenda der Vereinten Nationen den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Meere. In einem grenzübergreifenden System wie dem Ozean funktioniert die gängige Praxis der Umweltpolitik und -governance jedoch weniger gut. Fragmentierte rechtliche, politische und sozio-ökonomische Strukturen erschweren beispielsweise Kooperationen und eine kohärente Politikgestaltung. In der vorliegenden Studie eines Teams des Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) wurden die Herausforderungen und Möglichkeiten kollaborativer Prozesse in Meeresregionen untersucht.

Meemu Atoll Malediven Ozean
Kooperationen zwischen Staaten und Akteuren von Meeresregionen sind wichtige Hebel für die Umsetzung politischer Umweltziele. Unsplash/ ismail-niyax

Kooperation und Koordination zwischen Staaten und Akteuren auf der Ebene von Meeresregionen haben sich als wichtige Hebel für die Umsetzung politischer Umweltziele und integrative Governance-Strukturen erwiesen, sind aber mit komplexen Herausforderungen behaftet. Ziel der vorliegenden Studie war es daher, diese Herausforderungen zu identifizieren und aufzuzeigen, wie Kooperationen zwischen Akteuren in Meeresregionen unterstützt und gefördert werden können.

Für die Studie sind Interviews mit Expertinnen und Experten unterschiedlicher Bereiche und Akteursebenen durchgeführt und ausgewertet worden. Neben allgemeinen Erfahrungen aus meeresbezogenen Governance-Prozessen wurden die Expertinnen und Experten auch zu einem konkretem Fallbeispiel befragt, dem Marine Regions Forum.

Zu den kritischen Punkten, die Kooperationen und kohärente Politikgestaltung und -umsetzung einschränken, zählen demnach die starke Fragmentierung des rechtlichen und institutionellen Governance-Systems für die Meere, sozial-ökonomische Ungleichgewichte und eine insgesamt unausgewogene oder schwache Einbindung betroffener Akteure.

Mögliche Lösungen ließen sich, so die Autorinnen und Autoren, erarbeiten durch eine Orientierung auf gemeinsame Ziele zwischen Akteuren und Staaten, durch die Berücksichtigung der jeweiligen sozial-ökonomischen und ökologischen Rahmenbedingungen sowie durch Inklusivität, Vertrauensbildung und Kontinuität in den Prozessen.

Dafür eignen sich Meeresregionen wie etwa die Ostsee, der Westindische Ozean oder die Karibik besonders gut, weil diese die Kooperation beteiligter Akteure unterschiedlicher Sektoren wie Naturschutz, Fischerei oder Tourismus erleichtere und koordinierbar machen.

Aber auch das Zusammenführen von Wissen und Daten oder die Umsetzung globaler Vereinbarungen in die Praxis sind innerhalb von Meeresregionen besser zu gestalten. Zudem seien auf Zusammenarbeit fokussierte Stakeholder-Dialoge am ehesten geeignet, die meist komplexen Rahmenbedingungen und Veränderungsprozesse zu verstehen und darauf aufbauend Empfehlungen für die Praxis zu erarbeiten. So können mögliche Synergieeffekte oder Kompromisse zwischen unterschiedlichen regionalen Interessen herausgearbeitet und damit eine effektivere, faire Umsetzung von Maßnahmen erreicht werden.

Die Studie zeige auch, dass Stakeholder-Prozesse wie das Marine Regions Forum das Potenzial haben, relevantes Wissen für die Erarbeitung von Handlungsoptionen zusammenzuführen. Die gemeinsamen Bemühungen tragen dazu bei, regionale Ansätze der Meeres-Governance zu stärken und formale Prozesse auf globaler Ebene zu unterstützen, welche für die Umsetzung des Nachhaltigkeitsziels 14 „Leben unter Wasser“ und anderer meeresbezogener Ziele entscheidend sind.

Publikation:
Laura Weiand, Sebastian Unger, Julien Rochette, Alexander Müller and Barbara Neumann: Advancing Ocean Governance in Marine Regions Through Stakeholder Dialogue Processes, Marine Affairs and Policy. DOI: https://doi.org/10.3389/fmars.2021.645576