Prof. Dr. Patrizia Nanz

Prof. Dr. Patrizia Nanz

Affiliate Scholar

Patrizia Nanz ist Vizepräsidentin des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE). Von 2016 bis 2021 war sie wissenschaftliche Direktorin am IASS und Professorin für transformative Nachhaltigkeitswissenschaft an der Universität Potsdam. Sie ist Gründungsdirektorin des im Aachener Vertrag 2019 etablierten Deutsch-Französischen Zukunftswerks und baute dieses als Dialogforum für sozial-ökologische Transformationen auf. Als Expertin für Öffentlichkeitsbeteiligung und innovative Verwaltung hat sie auch in vielen weiteren Zusammenhängen bereits die Bundesregierung beraten. Unter anderem als Ko-Vorsitzende der Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030 und als Mitglied des Hightech-Forums.

Patrizia Nanz erforscht die Gelingensbedingungen gesellschaftlichen Wandels und experimentiert mit ko-kreativen Denk- und Gestaltungsprozessen, in denen Menschen aus unterschiedlichen Sektoren, Organisationen und Lebenslagen ihr Wissen einbringen, um zentralen Herausforderungen wie dem Klimawandel zu begegnen. Zum Beispiel in Brandenburg und Sachsen in dem vom BMBF geförderten Projekt Sozialer Strukturwandel und responsive Politikberatung in der Lausitz. Das von ihr 2020 initiierte (und von der Bundeszentrale für politische Bildung finanzierte) Projekt LOSLAND fördert durch Zukunftsräte die demokratische Selbstwirksamkeit von Bürger:innen und eine entsprechende Partizipationskultur auf kommunaler Ebene. Am BASE leitet sie das neu gegründete Laboratorium Beteiligende Verwaltung. Diese Innovationseinheit berät und unterstützt ressortübergreifende Kollaborationsprozesse, komplexe Beteiligungsverfahren und fördert abteilungsübergreifende, interdisziplinäre und agile Arbeitsweisen innerhalb der Bundesverwaltung.

2016 veröffentlichte Patrizia Nanz zusammen mit Claus Leggewie Die Konsultative. Mehr Demokratie durch Bürgerbeteiligung (Klaus Wagenbach Verlag), in der sie zur Etablierung von Zukunftsräten aufruft, um das bislang wenig beachtete Thema der Generationengerechtigkeit in den Alltag der Politik zu übersetzen und die repräsentative Demokratie zu revitalisieren. 2020 erschien Reconstructing Democracy. How Citizens Are Building from the Group Up (Harvard University Press), in dem sie gemeinsam mit Charles Taylor und Madeleine Beaubien Taylor anhand von lokalen Beispielen in Europa und den USA beschreibt, wie durch Einbeziehung von Bürger:innen in Transformationsprozessen unser demokratisches Gemeinwesen erneuert werden kann.

Seit 2002 hatte Patrizia Nanz eine Professur für politische Theorie an der Universität Bremen inne und forscht zur Zukunft der Demokratie. Von 2013-16 hat sie als Leiterin des Forschungsschwerpunkts Partizipationskultur am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI) zahlreiche Beteiligungsverfahren initiiert und wissenschaftlich begleitet, darunter das IASS-KWI-Projekt Demoenergie zum konflikthaften Ausbau von Stromtrassen. 2009 lancierte sie mit einer Gruppe von internationalen Forscher:innen und Praktiker:innen Participedia, eine Wiki-Plattform, die weltweit Initiativen von Bürgerbeteiligung erfasst, und gründete das European Institute for Public Participation (EIPP), das Unternehmen, Behörden und Regierungen in verschiedenen europäischen Ländern berät.

Nach dem Studium der Philosophie an der Jesuitenhochschule (München) studierte sie bei Jürgen Habermas (Frankfurt/Main) und Charles Taylor (McGill, Montreal), nicht zuletzt weil sie von Anfang an Wissenschaft und gesellschaftspolitisches Engagement verbinden wollte. Am European University Institute (Florenz) promovierte sie in Politikwissenschaft über Europäische Öffentlichkeit und Verfassungspatriotismus. Die ausgebildete Journalistin arbeitete viele Jahre als Lektorin beim S. Fischer Verlag, bei Giangiacomo Feltrinelli Editore (Mailand) und war zehn Jahre lang Herausgeberin der Reihe „Politik" beim Klaus Wagenbach Verlag (Berlin).

Projekte:

Aktuelle Publikationen:

Forschungsinteressen:

  • Öffentlichkeitsbeteiligung und Open Government
  • Verwaltungsinnovation und beteiligende Verwaltung
  • Transformation zu ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit
  • Zukunft der Demokratie
  • Bürgerbeteiligung
  • Zivilgesellschaft
  • Technologischer und sozialer Wandel (Klimawandel, Digitalisierung, Biotechnologie, Energiewende, nukleares Endlager)