Headline: 10 Jahre Geoengineering-Forschung: Call for Papers für eine Sonderausgabe von Earth‘s Future

In das Jahr 2016 fällt der 10. Jahrestag des bahnbrechenden Beitrages des Nobelpreisträgers Paul Crutzen zum Thema Geoengineering, "Albedo enhancement by stratospheric sulfur injections: A contribution to resolve a policy dilemma?” In seinem Aufsatz merkte Crutzen an, dass Versuche, die Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren und dadurch die Klima-Erwärmung zu begrenzen, „erschreckend erfolglos“ geblieben sind. Er schlug vor, dass das aktive Einbringen von Schwefel-Partikeln in die Stratosphäre die Sonneneinstrahlung wirkungsvoll reflektieren und dadurch einige Auswirkungen der globalen Erwärmung abmildern könnte. Crutzens Veröffentlichung in der Fachzeitschrift Climatic Change führte zu einem beispiellosen Anstieg des Interesses an Geoengineering (auch Climate Engineering genannt) seitens der Wissenschaft, der Öffentlichkeit und der Politik.

In den letzten zehn Jahren hat sich Geoengineering zu einem breiten, interdisziplinären Forschungsfeld entwickelt. Zahlreiche nationale und internationale Geoengineering-Forschungsprojekte wurden ins Leben gerufen, unter anderem das Schwerpunktprogramm zur Bewertung von Climate  Engineering der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die EU-finanzierte “European Transdisciplinary Assessment of Climate Engineering” (EuTRACE), das in Oxford basierte Climate Geoengineering Governance Project (CGG), und das internationale Geoengineering Model Intercomparison Project (GeoMIP). Viele junge Wissenschaftler promovieren im Bereich Geoengineering. Regierungsbehörden haben Berichte über die möglichen Folgen von Geoengineering veröffentlicht, unter anderem die US-amerikanische National Academy of Sciences (NAS 2015a, b), das US Government Accountability Office (GAO 2011), das deutsche Umweltbundesamt (Bodle et al. 2014) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (Rickels et al. 2011), das Büro für Technikfolgen-Abschätzung im Deutschen Bundestag (Caviezel and Revermann 2014),  und die Europäische Kommission (Schäfer et al. 2015).

Das vor kurzem beschlossene "Paris Agreement" hat zu zunehmenden Diskussionen darüber geführt, wie das rechtlich verbindliche 2°C-Ziel und das noch ambitioniertere 1.5°C-Ziel erreicht werden können, und welche Rolle Geoengineering-Maßnahmen (insbesondere die Entfernung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre) dabei spielen könnten. Der US-Senat berät zur Zeit über einen Gesetzentwurf zur staatlichen Förderung von Geoengineering-Forschung, und der Vorsitzende des Weltklimarates (IPCC) hat vor kurzem die Kommission öffentlich zur Untersuchung der technischen und Regulierungsfragen um Geoengineering aufgefordert. Gleichzeitig wird das Forschungsfeld Geoengineering zunehmend heterogener; Forschung zu einzelnen Technologien wird immer spezialisierter und es wird debattiert, ob man überhaupt noch von einem einheitlichen "Forschungsfeld" reden kann. Das Thema Geoengineering ist im vergangenen Jahrzehnt gereift. Jetzt ist es an der Zeit, Bilanz zu ziehen und über mögliche zukünftige Entwicklungen zu reflektieren.

Um des 10. Jahrestags von Paul Crutzens Beitrag gebührend zu gedenken, organisieren wir am IASS eine Sonderausgabe in der AGU-Fachzeitschrift Earth's Future. Dazu laden wir Experten im Bereich Geoengineering ein, einen kurzen Kommentar (2-5 Seiten, ca. 2000 Wörter) zur Entwicklung des Feldes während der letzten 10 Jahre und mögliche zukünftige Entwicklungen zu verfassen. Wir möchten Beträge eines möglichst breiten Spektrums an Autoren von innerhalb und außerhalb der Wissenschaft sammeln, um den vielfältigen Charakter der Geoengineering-Debatte widerzuspiegeln. In diesem Sinne möchten wir interessierte  Autoren dazu animieren, über allgemeine Reflektionen zur Entwicklung des Forschungsfeldes hinauszugehen und stattdessen einen Beitrag aus einer spezifischen thematischen, disziplinären, gesellschaftlichen oder geographischen Perspektive zu verfassen. Einige interessante Beispielfragen wären:

  • Wie hat sich die disziplinäre Geoengineering-Forschung seit 2006 entwickelt - was sind neugewonnene Erkenntnisse zum Thema z.B. im Bereich Atmosphärenchemie, Rechtswissenschaften, internationale Beziehungen oder Ethik?
  • Wie sind individuelle Themen inter- oder transdisziplinär adressiert worden - welche Erkenntnisse zu spezifischen Problematiken wurden aus verschiedenen Fachbereichen in den letzten zehn Jahren gewonnen (z.B. zu den möglichen Folgen des Geoengineering für Internationale Konflikt- oder Kooperationsbereitschaft)?
  • Wie haben sich verschiedene gesellschaftliche Gruppen in den letzten zehn Jahren mit dem Thema Geoengineering beschäftigt - was kennzeichnet die Diskussionen unter Wissenschaftlern, Journalisten, Umweltaktivisten oder Politikern?
  • Wie haben sich Diskussionen zum Thema Geoengineering in verschiedenen Ländern oder Regionen im letzen Jahrzehnt abgespielt?

Wir denken, diese Sonderausgabe bietet eine zeitgemäße Gelegenheit nicht nur über die Entfaltung und Diversifizierung des Forschungsfeldes zu reflektieren, sondern auch um über mögliche zukünftige Entwicklungen zu diskutieren. Obwohl der Schwerpunkt der Sonderausgabe auf der Reflektion der historischen Entwicklung des Geoengineering-Forschung liegt, möchten wir Autoren auch noch bitten, in ihren Kommentaren ein paar Worte über mögliche zukünftige Entwicklungen des Feldes einzuarbeiten. Wir freuen uns auf zahlreiche interessante Beträge!

Die Ausschreibung finden Sie unter: http://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/agu/journal/10.1002/%28ISSN%292328-4277/features/call-for-papers.html

Beträge können bis 31. August eingereicht werden mittels Earth's Future's GEMS Portal. Weitere Information zur Einreichung: earthsfuture [at] agu [dot] org (earthsfuture[at]agu[dot]org).

Fragen zur Sonderausgabe an: miranda [dot] boettcher [at] iass-potsdam [dot] de (miranda[dot]boettcher[at]iass-potsdam[dot]de) oder stefan [dot] schaefer [at] iass-potsdam [dot] de

Neuen Kommentar schreiben

Hier ist nur eine externe URL zulässig, z.B. http://example.com
CAPTCHA
c
B
E
i
W
E
F
T
q
i
Bitte geben Sie die Zeichenfolge ohne Leerzeichen ein.