Europäischen Regionen, die stark an Kohle oder kohlenstoffintensiven Industrien hängen, steht ein Strukturwandel bevor. Gelingen kann er nur, wenn die Bevölkerung die Veränderungen unterstützt.
Europäischen Regionen, die stark an Kohle oder kohlenstoffintensiven Industrien hängen, steht ein Strukturwandel bevor. Gelingen kann er nur, wenn die Bevölkerung die Veränderungen unterstützt. Adobe Stock/maresaStocksy

Headline: Positive Kipppunkte für die Transformation zu sauberer Energie in kohlenstoffintensiven Regionen (Tipping+)

Dauer:
bis

Europas zukünftiges Energiesystem wird sich auf erneuerbare Energien stützen. Dies kann erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft und die sozialen Strukturen von Regionen haben, in denen Kohle und kohlenstoffintensive Industrien eine bedeutende Rolle spielen. Der Übergang in eine klimafreundliche Zukunft bedroht den wirtschaftlichen Wohlstand und das soziale Gefüge dieser Regionen. Es ist daher wichtig, die negativen Folgen zu begrenzen und den betroffenen Regionen beim Strukturwandel zu helfen. Nur so ist eine erfolgreiche, gesellschaftlich akzeptierte Energiewende möglich. Im Projekt TIPPING+ konzentrieren sich die Forscherinnen und Forscher auf die Kehrseite der Energiewende und untersuchen, wie der Strukturwandel in kohle- und kohlenstoffintensiven Regionen ohne soziale oder wirtschaftliche Härten gelingen kann.

In TIPPING+ arbeitet das Forschungsteam daran, ein besseres Verständnis der Transformationsprozesse auf regionaler Ebene zu erlangen. Es arbeitet dabei mit dem Konzept der sozialen Kipppunkte, um die Rolle der Regionen bei erfolgreichen Transformationen zu untersuchen. Bisher konzentrierte sich die Forschung auf biophysikalische Kipppunkte, die zu einer großen und irreversiblen Veränderung des Zustands eines Systems, etwa des Klimasystems, führen können. Eine sozialwissenschaftliche Perspektive zu Kipppunkten fehlte bislang noch. Das Projekt füllt diese Lücke. Die Forscherinnen und Forscher untersuchen, mit welchen Interventionen Kipppunkte erreicht werden können, die schnelle Systemtransformationen in Richtung einer positiven Zukunft bewirken könnten. Die Forschungsfragen lauten:

  • Warum und wann geraten kohle- und kohlenstoffintensive Regionen auf grundlegend neue Entwicklungspfade und entscheiden sich aktiv für eine kohlenstoffarme Zukunft?
  • Welche Auswirkungen haben solche fundamentalen Veränderungen auf die Lebensgrundlagen und die Nachhaltigkeit regionaler Wirtschaften und sozial-ökologischer Systeme?
  • Warum gelingt es in Prozessen des Strukturwandels in manchen Fällen, Regionen eine kohlenstoffarme, wirtschaftlich und sozial vielversprechende Zukunft eröffnen, in anderen Fällen aber nicht?

Die Gruppe „Dynamik der Energiewende" leitet das Politik-Arbeitspaket von TIPPING+ und untersucht, welche Rolle politische Interventionen spielen, um positive soziale Kipppunkte herbeizuführen: Welche Maßnahmen funktionieren in welchem/welchen Kontext(en)? Die RIFS-Forscherinnen und -Forscher werden eine Fallstudie leiten, um die regional unterschiedlichen Ergebnisse des Endes der Kohleförderung in mehreren westdeutschen Städten und Regionen zu erklären. Die Arbeit ist Teil einer Reihe von über 20 regionalen Fallstudien zu vergangenen und aktuellen Strukturwandelprozessen in Europa und dem nichteuropäischen Ausland. Die Forschung wird Licht auf entscheidende Ereignisse und Prozesse werfen, aber auch dazu beitragen, unerwünschte Folgen wie den wirtschaftlichen und sozialen Niedergang oder die Zunahme von Populismus und antidemokratischen Einstellungen zu verhindern.

Für dieses Projekt wurden im Rahmen der Finanzhilfevereinbarung Nr. 884565 Fördermittel aus dem Programm der Europäischen Union für Forschung und Innovation „Horizont 2020" bereitgestellt.