Bürgerinnen und Bürger diskutieren in einer „Perspektivenwerkstatt“ über die Planung des Norderstedter Quartiers „Grüne Heyde“.
Bürgerinnen und Bürger diskutieren in einer „Perspektivenwerkstatt“ über die Planung des Norderstedter Quartiers „Grüne Heyde“. Herbert Brüning/Stadt Norderstedt

Headline: Nachhaltiges Wohnen (NachWo): Nachhaltigkeit als städtebaulicher Leitbegriff

Dauer:
bis

Die Stadt Norderstedt ist eine der acht deutschen Städte, welche es in die dritte Phase des Wettbewerbs „Zukunftsstadt" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) geschafft haben. Dieses Programm fördert Forschungsaktivitäten deutscher Kommunen zur nachhaltigen Transformation. Unterstützt werden die Städte durch Forschungsinstitutionen. Im Fokus der jetzigen dritten Phase steht das Instrument „Urbane Reallabore", das die konkrete Umsetzung von Maßnahmen und deren wissenschaftliche Begleitung ermöglicht.

Seit Anfang August 2019 läuft das dreijährige Verbundvorhaben Norderstedts und des IASS mit dem Projekt „Nachhaltiges Wohnen (NachWo)". Ziel ist es, handlungsrelevantes Wissen für nachhaltigen Wohnungsneubau zu generieren.

Was macht Kleinstwohnungen attraktiv?

Im Teilprojekt „Akzeptanzforschung Kleinstwohnungen" geht es insbesondere um die Frage, für welche Zielgruppen und unter welchen Voraussetzungen Kleinstwohnungen, auch Mikro-Apartments genannt, im Geschosswohnungsbau eine attraktive Form von bezahlbarem Wohnraum darstellen. Das Teilprojekt beinhaltet Erhebungen zum Bestand, Meinungsumfragen sowie einen architektonischen Ideenwettbewerb. Das Teilprojekt wird von der Stabsstelle „Nachhaltiges Norderstedt" geleitet und vom IASS durch teilnehmende Beobachtung begleitet und fachlich unterstützt.

Innovatives und nachhaltiges Bauen

Das zweite Teilprojekt „Nachhaltigkeit als städtebaulicher Leitbegriff" wird vom IASS geleitet. Das neu geplante Norderstedter Wohnquartier „Grüne Heyde" soll zu einem Modellprojekt für nachhaltige Stadtentwicklung werden und durch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) zertifiziert werden.

Das IASS greift die im Gesamtvorhaben deutlich werdenden Bedürfnisse, Zukunftsvorstellungen und Kommunikationschancen bezüglich guten, nachhaltigen Wohnens auf und vergleicht sie mit innovativen Planungsprozessen in zwei weiteren Kommunen. Dabei werden institutionelle Zwänge sowie Werte und Motive, die den Akteuren nicht oder wenig bewusst sind, untersucht. Ziel ist es, die Reflexivität der kommunalen Akteure zu fördern und so die Bedingungen für ein effektives Nachhaltigkeits- und Transformationsmanagement zu schaffen.

Augenmerk auf Kommunikation zwischen Planern und Bürgern

Wissenschaftlich sucht das Team dabei Anschluss an die Praxistheorie, die zwischen verschiedenen Einflussfaktoren unterscheidet, zum Beispiel zwischen Gesetzen und etablierten Abläufen auf der einen Seite und Deutungen von Situationen durch Gruppen von Akteuren auf der anderen. Besonderes inhaltliches Augenmerk des Vorhabens liegt auf den Deutungen von Akteuren und hier besonders auf dem Umgang mit dem Begriff und Leitbild der nachhaltigen Entwicklung. Wissenschaftliches Ziel ist es

  1. zu untersuchen, wie verschiedene Wertebezüge und Narrative im Nachhaltigkeitsdiskurs die Kommunikation der für Planungen und Bauvorhaben zuständigen Akteure beeinflussen;

  2. zum besseren Verständnis der Frage beizutragen, wie und warum sich Verwaltungen in der Planung gegenüber Bürgerinnen und Bürgern sowie anderen gesellschaftlichen Akteuren öffnen sowie

  3. zu klären, wie sich die Kommunikation der Akteure und das Verhältnis von Planern und Bürgern in der Qualität von Planungsprozessen und Ergebnissen niederschlägt und wie diese Wirkung noch verbessert werden kann.

Die gewonnenen Erkenntnisse in den Planungen sollen zur Quartiers- und Gebäudeentwicklung in Norderstedt sowie zwei Vergleichskommunen genutzt werden. Mit seinen ambitionierten Zielen kann das Norderstedter Quartier „Grüne Heyde" auch bundesweite Ausstrahlung in die breitere Öffentlichkeit und in Fachkreise hinein entwickeln. Geplant sind außer dem abschließenden Forschungsbericht nebst „Kurzversion für Entscheidungsträger", die sich an Fördermittelgeber und Interessengruppen in den Untersuchungskommunen richten, auch wissenschaftliche Aufsätze und Vorträge.