Zebrafisch
Der Zebrafisch wird häufig als Versuchstier genutzt. In der EU sollen Chemikalien aber künftig mit tierversuchsfreien Methoden bewertet werden. Shutterstock/Julian 78

Headline: Indikatoren für die EU-Chemikalienpolitik

Dauer:
bis

Die Bewertung chemischer Gefahren ist ein Schlüsselelement des europäischen „Green Deal". Eine Gruppe von Helmholtz-Forschenden hat innovative Gefahrenindikatoren entwickelt, die sie im Rahmen dieses Projektes mit Interessengruppen aus der Industrie und den Regulierungsbehörden diskutieren will. Als Ergebnis soll ein Strategiepapier mit konkreten Vorschlägen für die Politik entstehen.

Laut den Forschenden ist ein Paradigmenwechsel in dreifacher Hinsicht notwendig. Zum einen sind Screening-Methoden mit hohem Durchsatz für Tausende von Chemikalien erforderlich. Bisherige Methoden bewerten nur eine kleine Anzahl von einzelnen Substanzen. Die Verfahren sind zwar detailliert, aber langsam. Zum anderen ist der Übergang von Einzel- zu vergleichenden Bewertungen von Chemikalien notwendig. Und drittens soll ein Wechsel von Tierversuchen zu tierversuchsfreien Methoden stattfinden.

Während wissenschaftliche Konzepte für moderne Gefahrenindikatoren unter Expertinnen und Experten diskutiert werden und Fallstudien ihre Machbarkeit und Nützlichkeit zeigen, fehlt ein Dialog mit Industrie und Regulierung über die Potenziale und gesellschaftlichen Auswirkungen des vorgeschlagenen Paradigmenwechsels. Hier will das vorliegende Projekt Abhilfe schaffen und die Entwicklung von Indikatoren für die Gefahrenabschätzung auf die Bedürfnisse der verschiedenen Zielgruppen ausrichten.

Aktueller Stand des Projekts

In einem aktuellen Konzeptpapier hat eine Gruppe von Helmholtz-Forschenden wissenschaftliche Konzepte für moderne Indikatoren für die EU-Chemikalienpolitik vorgeschlagen. Im Zentrum stehen zwei innovative Gefahrenindikatoren, die als kumulative Toxizitätsäquivalente (CTE) und persistente Toxizitätsäquivalente (PTE) bezeichnet werden. Zusammen ersetzten sie bestehende Indikatoren. Sie können mit modernen Methoden ohne Tierversuche getestet werden. Es laufen bereits Fallstudien zu Realisierbarkeit und Nutzen dieser Indikatoren.

Ziel des SynCom-Projekts ist es, eine Reihe von drei Online-Workshops mit den oben genannten Interessengruppen zu organisieren und durchzuführen. Alle Workshops folgen den Grundsätzen einer hochwertigen Wissens-Koproduktion. Die Teilnehmenden werden die Möglichkeiten und Herausforderungen einer Überarbeitung der Vorschriften zur Einbeziehung neuer Gefahrenindikatoren bewerten.

Auf der Grundlage der Ergebnisse dieser drei Online-Workshops wird das Projektteameine Zusammenfassung der Kernthemen und Bedürfnisse aller Stakeholder-Gruppen sowie einen Vorschlag zur Erfüllung dieser Bedürfnisse erarbeiten. Diese Zusammenfassung wird dann in einem Synthese-Workshop in Berlin mit rund 30-50 Teilnehmenden diskutiert, wo Lösungen und eine Roadmap für die Einführung neuer Ansätze zur Gefährdungsbeurteilung erörtert werden. Das finale Produkt wird ein Strategiepapier sein, das konkrete Vorschläge für die Modernisierung der Chemikalienbewertung in der EU enthält.