Forschungsinstitut für
Nachhaltigkeit | am GFZ

Wiederaufbau der Ukraine: Pfade zum nachhaltigen Neuaufbau

21.05.2025

Wie kann ein Land wie die Ukraine nach einem kriegerischen Konflikt wieder aufgebaut werden? Welche nachhaltigen Methoden bieten sich an und welche lokalen Werkstoffe? Mit diesen Fragen befasst sich die neue Fellow Anastasiia Zhuravel, die nun für ein Jahr am RIFS forscht. Neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit unterstützt die gebürtige Ukrainerin beratend ein Wiederaufbauprojekt ihres Heimatlandes. 

Anastasiia Zhuravel
RIFS-Fellow Anastasiia Zhuravel erforscht, wie ein Land am Beispiel ihres Heimatlandes Ukraine nach einem kriegerischen Konflikt wiederaufgebaut werden kann.

Können Sie uns etwas über Ihr Forschungsgebiet erzählen?
Anastasiia Zhuravel: Meine Forschung konzentriert sich auf kritische Stadtforschung, nachhaltige Stadterneuerung und die Schnittstelle zwischen Denkmalschutz und ökologischer Resilienz. Ich untersuche den Wiederaufbau von Städten nach Konflikten, mit besonderem Schwerpunkt auf der Ukraine, und integriere dabei traditionelle Bautechniken, die Nutzung lokaler Ressourcen und zeitgemäße Nachhaltigkeitspraktiken. Ich untersuche, wie Krieg und Klimawandel städtische und ländliche Landschaften verändern. Dabei interessieren mich besonders adaptive Wiederaufbaustrategien, die traditionelle Architektur, vorsowjetische Bauweisen und gemeindegeleitete Initiativen kombinieren. Diese Ansätze unterstützen nicht nur den physischen Wiederaufbau, sondern auch die kulturelle und ökologische Resilienz.

Auf welches Thema werden Sie sich während Ihrer Zeit am RIFS konzentrieren?
A.Z.: Am RIFS möchte ich mit meinem Stipendienprojekt den Wissensaustausch zum Thema nachhaltiger Wiederaufbau fördern. Ich plane, Brücken zwischen Architektur, Umweltwissenschaften und sozialem Aktivismus zu schlagen, um gemeinsam inklusive und resiliente Strategien für den Wiederaufbau der Ukraine zu entwickeln. Das Projekt wird auch die Rolle von Politik, europäischer Integration und lokaler Handlungsfähigkeit bei der Gestaltung einer nachhaltigen urbanen Zukunft untersuchen.
 

Ihre Familie lebt noch in der Ukraine – bitte erzählen Sie uns etwas über ihre Situation, damit wir uns ein Bild davon machen können.
A.Z.: Ja, meine Familie ist in der Ukraine geblieben und hat sich bewusst gegen eine Ausreise entschieden. Für sie geht es darum, ihr Zuhause und ihr Land zu schützen und zu bewahren. Das Leben in der Ukraine bedeutet heute, ohne wirklich sichere Orte zu leben. Jede Nacht heulen Luftschutzsirenen, und die Menschen verbringen oft Stunden ohne Schlaf in Schutzräumen. Russland setzt seine täglichen Angriffe auf Kiew und andere Städte fort und terrorisiert die Zivilbevölkerung. Zerstörung ist zur täglichen Realität geworden. Doch trotz allem ist die Widerstandsfähigkeit der ukrainischen Bevölkerung außergewöhnlich: Sie arbeiten weiter, schaffen Neues und bauen das Land mit Hoffnung und Entschlossenheit wieder auf.
 

Welche Ideen haben Sie, um beim Wiederaufbau Ihres Landes, insbesondere in ländlichen Gebieten, zu helfen?
A.Z.: In den vergangenen zwei Jahren habe ich mich mit dem Thema nachhaltiger Wiederaufbau der Ukraine beschäftigt und als Expertin an verschiedenen Projekten mitgewirkt. Es entstehen viele Methoden, vom ökologischen Design bis zur denkmalgerechten Planung, und ukrainische sowie internationale Experten arbeiten aktiv an deren Umsetzung. Ländliche Gebiete sind in der Ukraine besonders wichtig, da sie einen großen Teil des Landes ausmachen. Diese Gebiete sind nicht nur für die Ernährungssicherheit und Artenvielfalt von Bedeutung, sondern ebenfalls für die kulturelle Identität. Der Wiederaufbau sollte sich hier auf die Unterstützung der lokalen Wirtschaft, die Wiederbelebung traditionellen Wissens und den Aufbau klimaresistenter Infrastrukturen konzentrieren.

Mit welchen Partnern stehen Sie diesbezüglich in Kontakt und wie sieht der Plan aus?
A.Z.: Im Laufe der Jahre habe ich ein starkes Netzwerk von Fachleuten im Bereich Stadtplanung sowohl in der Ukraine als auch international aufgebaut. Durch meine Zeit in Harvard konnte ich dieses Netzwerk erheblich erweitern und bin nun mit Experten, Forschenden und Institutionen in Kontakt, die sich mit nachhaltiger Entwicklung und Wiederaufbau nach Konflikten befassen.

Möchten Sie irgendwann in Ihre Heimat im Süden der Ukraine zurückkehren?
A.Z.: Obwohl Krieg ist, bin ich oft in meiner Heimat in der Ukraine. Die meisten meiner aktuellen Projekte haben dort ihren Sitz, und ich bin entschlossen, meine Arbeit vor Ort fortzusetzen. Ganz gleich, wohin mich mein akademischer oder beruflicher Weg führt, die Ukraine wird bei mir immer im Mittelpunkt stehen.
 

Kontakt

Sabine Letz

M. A. Sabine Letz

Referentin Presse
sabine [dot] letz [at] rifs-potsdam [dot] de
Anastasiia Zhuravel

Anastasiia Zhuravel

Fellow
anastasiia [dot] zhuravel [at] rifs-potsdam [dot] de
Share via email

Copied to clipboard

Drucken