Overline: IOG-Forum
Headline: EU-Plattform gibt Empfehlungen für besseren Meeresschutz

Mit Unterstützung des IASS haben die Europäische Kommission und der Hohe Vertreter der Europäischen Union (EU) für die Außen- und Sicherheitspolitik in einer dreitägigen Online-Konferenz im Dezember 2020 Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zusammengebracht, um Empfehlungen zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung des Ozeans zu erarbeiten. Diese Empfehlungen, die im Rahmen des EU International Ocean Governance Forum (IOG Forum) erarbeitet werden, sollen Grundlage für die Überarbeitung der International Ocean Governance Agenda der EU von 2016 sein.

Mit dem IOG-Forum will die EU ihre Meerespolitik verbessern.
Mit dem IOG-Forum will die EU ihre Meerespolitik verbessern. Shutterstock/Limbitech

In seiner Eröffnungsrede zur zweiten Konferenz des EU International Ocean Governance Forums (IOG Forum) am 14. Dezember 2020 erinnerte Frans Timmermans, Vizepräsident der Europäischen Kommission, die Teilnehmer an die „zwei Krisen, die die Existenz der Menschheit bedrohen - die Klima- und die Biodiversitätskrise" und betonte mit Blick auf die Pandemie die Dringlichkeit dieser Herausforderungen: „Covid-19 hat die Notwendigkeit hervorgehoben, unseren Planeten gesund zu erhalten [...] Die Welt braucht Sie, um in unseren Bemühungen erfolgreich zu sein." In Anlehnung an UN-Generalsekretär António Guterres stellte er fest, dass es eine der entscheidenden Aufgaben des 21. Jahrhunderts sei, „Frieden mit unseren Ozeanen zu schließen", und betonte die Notwendigkeit, diese Krisen zu bewältigen und „unsere Wirtschaft auf einen nachhaltigen, umweltfreundlichen Weg zu bringen", um den Ozean zu schützen.

Ziel: Weiterentwicklung der Meeres-Agenda der EU

Vor vier Jahren stellten die Europäische Kommission und die Hohe Vertreterin der EU für die Außen- und Sicherheitspolitik unter dem Titel „International Ocean Governance (IOG): an agenda for the future of our oceans“ die neue Agenda der EU zum Schutz der Weltmeere vor. Das IOG-Forum wurde von der Europäischen Kommission und dem Europäischen Auswärtigen Dienst initiiert, um über einen breit angelegten Konsultationsprozess Bilanz zu ziehen, Lücken in der Umsetzung zu identifizieren und Handlungsempfehlungen zu erarbeiten.

Seit April 2020 ist die Austauschplattform mit drei thematischen Arbeitsgruppen aktiv, welche die Schwerpunktthemen des IOG Forums abbilden: (1) Verbesserung des internationalen Ordnungsrahmens der Meeres-Governance, (2) Verminderung des Drucks auf die Ozeane und Meere und Schaffung der Voraussetzungen für eine nachhaltige „blaue Wirtschaft“ und (3) Stärkung der internationalen Meeresforschung, Daten und Wissen.

Klimawandel setzt Ozeanen zu

Internationale Fachleute und Interessenvertreterinnen und -vertreter haben über die Mitarbeit in Online-Seminaren und Workshops und eine Experten-Konsultation, die im Laufe des Jahres 2020 durchgeführt wurden, die Grundlage für die Konferenz gelegt. Unter dem Titel „Setting the Course for a Sustainable Blue Planet“ diskutierten Expertinnen und Experten während eines offiziellen Einführungsteils und in zwölf interaktiven Workshops Aspekte, die zuvor in einem Diskussionspapier herausgearbeitet worden waren. Dabei konnten Handlungsempfehlungen zu Themen wie Erhalt der Biodiversität der Meere, Finanzierung von Schutzmaßnahmen oder nachhaltige Fischwirtschaft konkretisiert werden.

Als Partner des Projektkonsortiums, welches gemeinsam mit der Europäischen Kommission und dem Europäischen Auswärtigen Dienst das IOG-Forum entwickelt und umsetzt, hat das IASS in enger Kooperation mit TMG-Think Tank for Sustainability, ACTeon Environment, Fresh Thoughts Consulting und dem European Marine Board auch an der inhaltlichen Gestaltung und Durchführung dieser Online-Konferenz des IOG Forums mitgewirkt. Ein von Barbara Neumann, Projektleiterin am IASS, moderierter Workshop beschäftigte sich beispielsweise mit ozeanbasierten Lösungen für den Klimawandel. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer berieten unter anderem darüber, wie die Rolle des Ozeans in den nationalen Klimaschutzzielen gestärkt werden könnte und welche Synergieeffekte durch geeignete Maßnahmen erzielt werden könnten. „Eine Empfehlung war, dass die Anpassung an Extremereignisse an den Küsten priorisiert werden sollte“, sagt Neumann. „Also zum Beispiel, indem man dort Lebensräume wiederherstellt, die die weitere Küstenerosion bremsen.

Einheitliche Kriterien für Meeresschutzgebiete

Wie die gefährdete Biodiversität der Ozeane geschützt werden kann, das diskutierte Sebastian Unger, Forschungsgruppenleiter am IASS und Senior Fellow bei TMG – Think Tank for Sustainability, mit etwa 30 internationalen Experten. Ein Vorschlag: Einheitliche Kriterien könnten zeigen, wie verletzlich Meeresgebiete sind, zum Beispiel mit Blick auf den Klimawandel. Diese Gebiete sollten dann bevorzugt zu Meeresschutzgebieten erklärt werden. Auch die Corona-Pandemie spielte in den Workshops eine Rolle. „Wir sollten das Momentum nach der Pandemie nutzen, um die verschiedenen Maßnahmen stärker zu verbinden, denn der Ozean, der Klimawandel und die Biodiversität hängen eng zusammen“, sagte Ben Boteler (IASS und TMG – Think Tank for Sustainability), beim abschließenden Plenum der Konferenz.

Das Projektteam wird die Empfehlungen der Online-Konferenz in den kommenden Wochen mit den Ergebnissen der zuvor durchgeführten Konsultationen zusammenführen und gemeinsam mit der EU-Kommission und ausgewählten Experteninnen und Experten Vorschläge zur Ergänzung der IOG-Agenda der EU herausarbeiten. Bei einer Abschlusskonferenz im Frühsommer 2021 sollen die konsolidierten Empfehlungen vorgestellt werden.

Autorin: Veronika Fritz