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Headline: Ein neuer Ansatz für das internationale Umweltrecht: Louis Kotzé ist Klaus Töpfer Sustainability Fellow 2022

Unser Zeitalter ist geprägt von den Auswirkungen menschlicher Eingriffe in die Umwelt. Die daraus entstehenden Probleme werden vom internationalen Umweltrecht nur unzureichend adressiert. Der südafrikanische Umweltvölkerrechtler Louis Kotzé wird als Klaus Töpfer Sustainability Fellow 2022 am IASS Konzepte für neue rechtliche Normen entwickeln, die das gesamte Erdsystem schützen.

Louis Kotzé, Klaus Töpfer Sustainability Fellow 2022
Louis Kotzé, Klaus Töpfer Sustainability Fellow 2022 IASS

„Das aktuelle Umweltvölkerrecht entstand in den 1970er Jahren und wurde für das Holozän konzipiert, also für eine stabilere Phase der Erdgeschichte. Für den ökologischen Zustand, in dem wir uns befinden, ist es nicht mehr hilfreich“, sagt Kotzé. Es sei zu fragmentiert, betrachte Umweltprobleme nach Sektoren gegliedert. Ein Beispiel: Noch vor einigen Jahren galt Biosprit als Lösung für klimafreundliches Autofahren. Für den Anbau von Palmöl und Zuckerrohr wurden allerdings große Flächen Regenwald abgeholzt – mit langfristigen Schäden.

Ein rechtliches Paradigma für das Anthropozän

Louis Kotzé will das globale Umweltrecht neu denken. Der 44-Jährige ist Professor an der juristischen Fakultät der North-West University in Potchefstroom, Südafrika. Am IASS knüpft er an Ergebnisse aus einem EU-Forschungsprojekt an, in dem er jüngst die Mängel des internationalen Umweltrechts untersuchte. Sein Ziel ist es Governance-Konzepte zu entwickeln, die das Erdsystem mit seinen zahlreichen Wechselwirkungen und Rückkopplungen in den Blick nehmen.

Am IASS empfindet er vor allem dessen Stärke in der transdisziplinären Arbeit mit vielfältigen Interessengruppen als bereichernd. „Jedes Bestreben, ein neues rechtliches Paradigma für das Anthropozän zu formulieren, muss ganz bewusst Brücken bauen zwischen Wissen nicht nur aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen, sondern auch von politischen und gesellschaftlichen Akteuren“, betont der Umweltvölkerrechtler. Zu seinen ersten To-dos am Institut gehören daher Gespräche mit den Forschenden über ihre Netzwerke außerhalb der Wissenschaft.

Austausch mit Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft

Louis Kotzé freut sich auf den Austausch mit Repräsentantinnen und Repräsentanten aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Die grundlegende Richtung der Gespräche ergibt sich aus den Mängeln des internationalen Umweltrechts: „Wir brauchen Gesetze, die ehrgeiziger sind. Das bedeutet auch: weniger auf die Interessen des Menschen ausgerichtet. Das Anthropozän lehrt uns, dass wir nicht die Herren des Universums sind, sondern ein kleiner Teil eines verletzlichen Systems, das aus Menschen und nicht-menschlichen Lebensformen besteht.“ Wenn es darum gehe, der Natur Rechte zu geben, sei eine ambitionierte Gesetzgebung der wirksamste Weg.

Am 27. Januar um 17 Uhr hält Louis Kotzé den Einführungsvortrag zum IASS-Themenschwerpunkt 2022, „Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit“. Darin diskutiert er das spektakuläre Karlsruher Urteil zum Klimaschutzgesetz. Mehr Infos und Registrierung: https://www.iass-potsdam.de/en/events/neubauer-et-al-versus-germany-pla…

Weitere Informationen:

Neubauer et al. versus Germany: Planetary Climate Litigation for the Anthropocene?