An Wissen über nachhaltige Entwicklung mangelt es nicht. Aber wie können wir die Umsetzung vorantreiben?
An Wissen über nachhaltige Entwicklung mangelt es nicht. Aber wie können wir die Umsetzung vorantreiben? istock/AleksandarGeorgiev

Headline: Global Sustainability Strategy Forum

Dauer:
bis

Die Welt befindet sich in einer paradoxen Situation: Unter den Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern in Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft gibt es kaum eine Stimme, die sich nicht für eine Transformation hin zur Nachhaltigkeit aussprechen würde. Dennoch werden die Ziele in der Realität nicht einmal annähernd erreicht. Die Kenntnis über den Zustand der Entwicklung in der Welt reicht offenbar keineswegs aus, um eine entsprechende Handlungsorientierung auszulösen.

Transformationswissen als Brücke zwischen Wissen und Umsetzung

Diese Diskrepanz ist in der Wissenschaft seit langem Gegenstand intensiver Untersuchungen, die verschiedene Arten von Wissen hervorbringen. Als wichtige und erfolgversprechende Brücke zwischen abstraktem Wissen und politischem Handeln gilt vor allem das Transformationswissen, also die Schaffung, Sammlung und Überprüfung des Wissens, um konkrete Transformationsprozesse anzuregen und sie auf eine robuste, effektive und für die Beteiligten akzeptable Basis zu setzen. Das Projekt „Global Sustainability Strategy Forum" setzt an dem Erfordernis eines transformationsfördernden Wissens an. Anerkannte Expertinnen und Experten übersetzen das bestverfügbare Wissen über den Zustand der nachhaltigen Entwicklung in der Welt so, dass es für eine Umsetzung in handlungsorientierendes Wissen geeignet ist.

Jedes Jahr treffen sich Vertreterinnen und Vertreter von führenden Forschungsinstituten im Bereich der nachhaltigen Entwicklung zu einem Gipfel, um strategische Lösungen für die drängendsten Nachhaltigkeitsherausforderungen zu formulieren. Die Diskussionen auf diesen Gipfeln konzentrieren sich vor allem auf Zielkonflikte und Wechselbeziehungen der SDGs sowie zwischen Nachhaltigkeit, Globalisierung und Digitalisierung. Bei dem Versuch, die Lücke zwischen den aktuellen Gegebenheiten und dem Ziel einer nachhaltigen Zukunft zu schließen, werden die entwickelten Lösungen hinsichtlich ihrer Auswirkungen, Effizienz, Belastbarkeit, Fairness, Akzeptanz, Rechtmäßigkeit und ethischen Vertretbarkeit bewertet.

Wissenschaftliche Kriterien sind nicht der alleinige Maßstab

Wissenschaftliche Kriterien sind der Ausgangspunkt der Bewertung, jedoch nicht der alleinige Maßstab. Vielmehr nutzen die Expertinnen und Experten, die eine hohe Sachkenntnis und Vertrautheit mit komplexen Ausgangssituationen mitbringen, ihre kollektive Urteilskraft, um intersubjektiv verlässliche Urteile zu den sieben Bewertungskriterien abzugeben. Sie arbeiten Wirkungszusammenhänge zwischen Handlungsoptionen und deren Folgen heraus und schlagen erfolgversprechende Interventionen vor. Gemeinsam mit Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft erarbeiten sie dann Optionen zur Umsetzung der Lösungsvorschläge in der politischen Wirklichkeit.

Die bisherigen drei Treffen fanden am 4. bis 8. März 2019, 22. bis 24. März 2020 und 14. bis 16. Oktober 2020 statt. Die Verbreitung der Ergebnisse des Projektes soll mit einer hochrangigen Veröffentlichung sowie mit einer regional differenzierten Weitergabe der Empfehlungen an Akteurinnen und Akteure aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft erfolgen. Projektleiter sind die Professoren Ortwin Renn (IASS), Ilan Chabay (IASS) und Sander van der Leeuw (Arizona State University). Solène Droy (IASS) und Joana Leitão (i.A.) koordinieren das Projekt. Paul Skaloud (IASS) hat die Umsetzung unterstützt.

Die folgenden Expertinnen und Experten bilden die Kerngruppe des GSSF:

  • Xuemei Bai - Professor, Australian National University, Fenner School of Environment and Society, Australien
  • Belay Begashaw - Former Director General, Sustainable Development Goals Centre for Africa, Rwanda
  • Marcel Bursztyn - Professor, University of Brasilia, Brasilien
  • Carl Folke - Scientific Director of the Stockholm Resilience Center, Stockholm University and Director, Beijer Institute of the Royal Swedish Academy of Sciences, Schweden
  • Heide Hackmann - Executive Director, International Science Council (ISC), Frankreich
  • Kensuke Fukushi - Professor and Vice Director, Institute for Future Initiatives, The University of Tokyo, Japan
  • Joyeeta Gupta - Professor of Environment and Development in the Global South at the Amsterdam Institute for Social Science Research, University of Amsterdam and IHE Institute for Water Education in Delft, Niederlande
  • Carlo Jaeger - Professor of Economics, Potsdam University and Global Climate Forum, Berlin, Deutschland
  • Anand Patwardhan - Professor, University of Maryland, School of Public Policy, USA
  • George Safonov - Director, Centre for Environmental and Natural Resource Economics, Russland
  • Peter Schlosser - Vice President and Vice Provost of Global Futures, Arizona State University, USA
  • Elisabeth Hege - Research Fellow, Governance and Financing of Sustainable Development, IDDRI Paris, Frankreich
  • Coleen Vogel - Professor, Global Change Institute, University of the Witwatersrand, Südafrika
  • Yongsheng Zhang, Senior Research Fellow, Chinese Academy of Social Science, China

Prof. Dr. Rita Süssmuth, Bundestagspräsidentin a.D., ist Schirmherrin der Veranstaltung.

Ein Diskussionspapier mit der Zusammenfassung der Ergebnisse des ersten Forums (Acht Lektionen für Wissenschaft, Politik und Praxis) wurde veröffentlicht: https://www.iass-potsdam.de/de/news/wie-wissenschaft-zur-triebfeder-fuer-nachhaltigkeit-wird.

Das zweite Global Sustainability Strategy Forum fand vom 22. bis 24. März 2020 online statt. Diese Veranstaltung zielte darauf ab, eine gemeinsame strategische Basis zwischen Führungskräften aus Wirtschaft und Nachhaltigkeitswissenschaft zu entwickeln. Der Synthesebericht wurde im Juni 2020 veröffentlicht: https://www.iass-potsdam.de/en/output/publications/2020/global-sustainability-strategy-forum-science-and-business-working-together.

Das dritte und letzte Global Sustainability Strategy Forum mit dem Titel "Sustainability, the Covid-19 Crisis and the Role and Responsibility of Science" wurde gemeinsam vom IASS, der Volkswagenstiftung und SAPEA organisiert. Es fand vom 14. bis 16. Oktober 2020 online statt. Es fasste das bisherige Projekt zusammen. Neben der Kerngruppe von Expertinnen und Experten waren auch Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaftsakademien, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft eingeladen. Sie diskutierten die Rolle, die akademische Institutionen bei der Lösung von "Wicked Problems" spielen können: Wie kann die Nachhaltigkeitswissenschaft Orientierungswissen für politische Entscheidungsträgerinnen und -träger produzieren? Wie sollten Forschende mit Verantwortlichen aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft auf lokaler und regionaler Ebene zusammenarbeiten? Welche Lehren lassen sich aus der Pandemie über die Verantwortung der Wissenschaft ziehen und welche institutionellen Reformen sind in diesem Zusammenhang notwendig?

Es entstanden zwei kurze Filme mit Interviews der Expertinnen und Experten, welche die Herausforderungen und Lösungen zeigen, die das GSSF adressiert und reflektiert hat.

Video: Global Sustainability Strategy Forum (deutsche Untertitel)

3rd Global Sustainability Strategy Forum