Terrestrische, geologische, materialbasierte und marine Ansätze für CO2-Entnahme und -Speicherung müssen umfassend und vergleichend bewertet werden.
Terrestrische, geologische, materialbasierte und marine Ansätze für CO2-Entnahme und -Speicherung müssen umfassend und vergleichend bewertet werden. Prof. Dr. Julia Pongratz, Ludwig-Maximilians-Universität München und Martin Visbeck (GEOMAR)

Headline: CO2-Entnahme Synthese- und Transferprojekt (CDRSynTra)

Dauer:
bis

Nur mit einem tiefergehenden Verständnis für verschiedene Methoden und Technologien der CO2-Entnahme können Entscheidungen für die angestrebte Treibhausgasneutralität Deutschlands bis 2045 fundiert getroffen werden. Das BMBF hat deshalb ein Forschungsprogramm zur Entnahme von atmosphärischem CO2 gestartet. Das RIFS ist Teil des interdisziplinären Forschungskonsortiums.

In den Forschungsprojekten werden Ansätze für die CO2-Entnahme (im Englischen Carbon Dioxide Removal, kurz CDR) wie zum Beispiel die direkte Abscheidung von CO2 aus der Umgebungsluft und dessen Speicherung, Agroforstwirtschaft - also der Kombination von Land- und Forstwirtschaft -, Methoden der beschleunigten Verwitterung von Gesteinen, die Herstellung von Biokohle sowie die Aufforstung erforscht. Untersucht wird auch, wie solche Methoden kombiniert werden können.

Gute Governance auf Grundlage von Erfahrungswissen

Die Entwicklung guter Governance für CDR erfordert ein tiefes Verständnis der politischen, kulturellen und historischen Kontexte, in denen die Technologien erforscht und angewandt werden sollen. Im historischen Rückgriff auf thematisch naheliegende Governance-Prozesse, etwa bei der Regulierung von energetischer Biomasse oder Maßnahmen zur Aufforstung, untersuchen RIFS-Forschende daher anhand von Archivforschung, Diskursanalyse und ethnographischen Interviews das konstitutive Zusammenspiel von wissenschaftlichem Wissen, technologischen Systemen und ökonomischer und politischer Macht in Deutschland und der EU in diesen Bereichen. So werden Erkenntnisse über die Rolle staatlicher und nichtstaatlicher Akteure bei der Governance von CDR gewonnen und Herausforderungen identifiziert, die sich in diesem Zusammenhang stellen, zum Beispiel bei der Gestaltung neuer Märkte und der Entwicklung und dem Einsatz neuer Technologien.

Wissenstransfer in Politik und Gesellschaft

Kern der Forschungsarbeiten des Begleit- und Synthesevorhabens CDRSynTra ist der Transfer von fundiertem Wissen zu verschiedenen CDR-Ansätzen in die Politik und die Gesellschaft. Die Mitarbeitenden werden die Potenziale und Nebenwirkungen der verschiedenen Methoden umfassend und einheitlich bewerten. Damit legen sie die wissenschaftlichen Grundlagen, aufgrund derer ein gesellschaftlich akzeptables und ökologisch sowie ökonomisch sinnvolles Portfolio an CO2-Entnahme-Methoden entwickelt werden kann.

CDRSynTra bündelt dafür die Forschungserkenntnisse aus verschiedenen Forschungsprojekten - bis November 2021 starteten vier Projekte - und entwickelt eine mögliche Strategie zur künftigen Gestaltung der CO2-Entnahme in Deutschland. Das RIFS ist im Rahmen von CDRSynTra verantwortlich für das Teilprojekt 5: „Governance, Synthese, Ko-Kreation".