Headline: Mehr Kritik als Lob für Neuaufteilung des Straßenraums an der Zeppelinstraße

Wegen Überschreitungen der Luftschadstoff-Grenzwerte hat die Stadt Potsdam im Juli 2017 den Straßenraum auf der stark befahrenen Zeppelinstraße neu aufgeteilt, um den Autoverkehr zu reduzieren und Fußgänger, Radfahrer und öffentliche Verkehrsmittel zu fördern. Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Online-Umfrage des IASS lobten, dass die Maßnahme die Sicherheit des Fahrradverkehrs erhöhe, äußerten jedoch auch deutliche Kritik: Pendler hätten es schwerer, Luftqualität und Lärmbelastung verbesserten sich nur in einem kleinen Bereich – zulasten der Nebenstraßen.

Der neue Radweg an der Zeppelinstraße kommt bei vielen gut an.
Der neue Radweg an der Zeppelinstraße kommt bei vielen gut an. Landeshauptstadt Potsdam/Karina Horn

Die Befragung wurde einen Monat vor und sechs Monate nach der Umsetzung der Ver-kehrsmaßnahme durchgeführt. An jeder Umfragerunde nahmen rund 3500 Personen teil, 800 davon beteiligten sich an beiden Runden. „Wie die Bevölkerung die Maßnahme an der Zeppelinstraße wahrnimmt und ob sie bereit ist, ihr Mobilitätsverhalten zu ändern, ist wichtig zu verstehen, denn die Ergebnisse helfen uns bei einer erfolgreichen Mobilitätswende. Die Bedeutung der Umfrage reicht über Potsdam hinaus, weil es angesichts der Überschreitungen von Luftschadstoff-Grenzwerten wahrscheinlich in vielen deutschen Städten zu verkehrseinschränkenden Maßnahmen oder auch Fahrverboten kommen wird“, sagt Erika von Schneidemesser, Projektleiterin am IASS.

Der Radweg kommt gut an

Grundsätzlich von der Wirksamkeit der Maßnahme für die Luftqualität überzeugt zeigte sich nur ein Bruchteil der Befragten. Besonders Einwohnerinnen und Einwohner der Umlandge-meinden störten sich an der Einschränkung des Pkw-Verkehrs. Lob für den neuen Radweg und dessen Trennung vom Gehweg gab es hingegen von Potsdamer Einwohnerinnen und Einwohnern.

Trotz der sehr geringen Unterstützung der Verkehrsmaßnahme insgesamt würde fast die Hälfte der Befragten Investitionen in eine Reduzierung des Pkw-Verkehrs grundsätzlich un-terstützen. 75 Prozent der Befragten sind der Auffassung, dass die Stadt Potsdam dem Umweltschutz auch in anderen Bereichen hohe oder sehr hohe Priorität einräumen und entsprechende Finanzmittel bereitstellen sollte. Hierzu zählen auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich gegen die Maßnahme in der Zeppelinstraße aussprachen.

Zweifel an Verbesserung der Luftqualität

Die Bürgerinnen und Bürger wünschen sich saubere Luft, gehen aber davon aus, dass sich der Verkehr durch die Maßnahme auf die Nebenstraßen verlagert und es deshalb zu keiner Verbesserung der Luftqualität kommt. Besonders die Potsdamer Einwohnerinnen und Ein-wohner fordern strengere Park- und Geschwindigkeitskontrollen für den Autoverkehr und führen rücksichtsloses Verhalten von Pendlerinnen und Pendlern als Begründung an. Sie wünschen sich eine sicherere Fahrradinfrastruktur sowie kontinuierliche Messungen der Luftschadstoffwerte in den Nebenstraßen.

Gute Kommunikation von Verkehrsmaßnahmen wichtig

Das Auto ist immer noch das bevorzugte Verkehrsmittel. Bei der Frage nach der Bereitschaft, in Zukunft häufiger ÖPNV-Angebote zu nutzen, antworteten aber immerhin 39 Prozent der Befragten mit „Ja“ oder „Vielleicht“. Bei der Bereitschaft zum Fahrradfahren waren es sogar 49 Prozent. Hier besteht ein deutlicher Handlungsbedarf, diese Zielgruppe bei ihrem Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel zu fördern. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Umfrage wünschen sich bei der Umsetzung von alternativen Mobilitätsangeboten verständliche und klar kommunizierte Maßnahmenziele. Auch über die Luftqualität in Potsdam wollen die Befragten besser informiert werden.

Die künftige Verkehrsführung an der Zeppelinstraße ist noch nicht geklärt: Das Thema steht in den nächsten Wochen erneut auf der Agenda des Ausschusses für Stadtentwicklung, Bauen und Verkehr.

Die Studie wurde vom IASS geleitet und finanziell gefördert. Die Bekanntmachung und in-haltliche Abstimmung der Umfrage erfolgte in Zusammenarbeit mit der Potsdamer Kampagne „Besser Mobil. Besser Leben“. Die Ergebnisse der Umfrage sind in der Broschüre „Mobilität, Luftqualität und nachhaltige Städte“ veröffentlicht.