Headline: Luftschadstoffe: IASS Policy Brief bewertet Kaufanreize für neue Diesel-Fahrzeuge kritisch

Das Thema hat seinen festen Platz in den Schlagzeilen: Dieselfahrzeuge in Städten sind die Hauptverursacher der Stickoxid-Belastung – ein zunehmend drängendes Problem, das in einigen Städten durch Fahrverbote gelöst werden soll. Diese reichen jedoch nicht aus. Ein Policy Brief des IASS gibt deshalb politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern umfangreiche Handlungsempfehlungen rund um das Thema Diesel-Fahrzeuge.

Luftschadstoffe aus dem Straßenverkehr schaden der Gesundheit.
Luftschadstoffe aus dem Straßenverkehr schaden der Gesundheit. fotolia/hanohiki

In vielen deutschen und europäischen Städten drohen wegen zu hoher Belastungen mit Stickoxiden (NO2) Einschränkungen und Fahrverbote für Dieselautos. Die EU-Kommission hat Strafen angedroht, sofern es den betroffenen Städten nicht gelingt, die Grenzwerte einzuhalten. Politische Maßnahmen, die vor allem zum Kauf neuer Dieselfahrzeuge animieren, hält das Forscherteam des IASS für ungeeignet: „Kaufanreize für Diesel-Fahrzeuge wirken dem Ziel einer verbesserten Luftqualität entgegen“, schreiben Tim Butler, Erika von Schneidemesser und Sophia Becker in ihrem aktuellen Policy Brief „Tackling Urban Air Pollution: Nitrogen Oxides and Diesel Emissions“ (Städtische Luftverschmutzung anpacken: Stickoxide und Diesel-Emissionen) und zeigen, dass der Austausch alter gegen neue Dieselfahrzeuge nicht geeignet sei, eine verbesserte Luftqualität zu erreichen. Diesel-Autos verursachen grundsätzlich einen höheren Stickoxid-Ausstoß als Benziner – und so kann es mit neuen, aber gleichzeitig meist größeren und höher motorisierten Diesel-Autos im besten Fall gelingen, die Schadstoff-Emissionen der benzinbetriebenen Konkurrenz zu erreichen. Zudem können einige besonders umweltschädliche Euro-6-Diesel, die unter realen Bedingungen weit über den Grenzwerten liegen, noch bis September 2019 legal verkauft werden. Auch für sie gelten die Neuwagen-Rabatte

Statt den Kauf neuer Diesel-Pkw zu fördern, sei eine Reduktion von Dieselfahrzeugen im gesamten Pkw-Bestand anzustreben, raten die Autoren. Ein wirkliches Umdenken sei notwendig, hin zu Mobilitätslösungen, die auf öffentliche Verkehrsmittel, Car-Sharing, E-Mobilität, Radfahren und den Antrieb mit erneuerbarer Energie setzen.

Vor allem drei Maßnahmen empfiehlt das IASS-Forscherteam:

  • Einschränkungen oder Fahrverbote sollten für ganze Bezirke oder Städte gelten statt ausschließlich für vielbefahrene Durchgangsstraßen und andere „Emissions-Hotspots“. Nur so wird Ausweichverkehr vermieden und eine wirksame Senkung der NO2-Emissionen erreicht.
  • Die Diskrepanz zwischen den tatsächlichen Stickstoffdioxid-Emissionen und den Angaben der Autohersteller ist bekannt. Die Emissionswerte für Diesel-Autos müssen künftig unter realen Bedingungen gemessen werden, Gegenmaßnahmen sollten auf dieser Grundlage beruhen.
  • Finanzielle Anreize für die Nutzung von Diesel-Kraftstoff verhindern die Erfüllung der Luftqualitäts- und Klimaziele. Sie müssen beendet werden.

IASS Policy Brief: Butler, T., von Schneidemesser, E., Becker, S. (2018): Tackling Urban Air Pollution: Nitrogen Oxides and Diesel Emissions