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Nachhaltigkeit | am GFZ

KunstHaus Potsdam zeigt Ausstellung „Planetary Transitions: Potsdam Artist Residency“

17.11.2025

Wir brauchen Essen und Kleidung, warme Häuser und wahrscheinlich auch Elektroautos und Handys. Aber der Warenhandel, die Energiegewinnung und der Lithiumabbau hinterlassen Spuren in unserer Umwelt. Wie schaffen wir den Übergang zu einer nachhaltigen Lebensweise? Gedankenanstöße dazu gibt die Ausstellung „Planetary Transitions: Potsdam Artist Residency“ im KunstHaus Potsdam. Sie zeigt Arbeiten von Samir Dams, dem Global Extraction Observatory (Eduardo Kairuz und Sam Spurr) und dem Studio HAAU (Angela Ka Ki Lee). 

Das Werk "Volatility" zeigt einen Bohrer bei der Lithium-Exploration.
Das Werk "Volatility" zeigt einen Bohrer bei der Lithium-Exploration.

„Es gibt ja ein bekanntes Lied von der Rockgruppe R.E.M., nämlich ‚It’s the End of the World as We Know it‘. Und an diesem Punkt sind wir tatsächlich. Wir Menschen haben die Erde so verändert, dass wir so nicht weiterleben können, aber wir wissen noch nicht, wie die neue Welt aussehen kann“, sagte Martin Gorholt, Vorsitzender des Kunstvereins KunstHaus Potsdam, bei der Vernissage am 16. November. Die Ausstellung thematisiere die notwendigen „Planetary Transitions“, also den globalen Wandel, auf künstlerische Weise, nämlich gebrochen, reflexiv und kritisch.

Neben dem übergreifenden Thema vereint die beteiligten Künstlerinnen und Künstler, dass sie mit einem Stipendium des Programms „Künste und Medien“ des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, der Stadt Potsdam und des Forschungsinstituts für Nachhaltigkeit nach Potsdam gekommen sind. Ihre Ansätze sind allerdings ganz unterschiedlich. 

Samir Dams

In Zentrum der Arbeiten des Brasilianers Samir Dams steht der historische Stadtkern von Belém, kurz Comércio genannt. An eine Wand des Ausstellungsraums hat der Künstler T-Shirts gehängt, die mit Fotos bedruckt sind. Diese zeigen das bunte Treiben und die schweren Arbeitsbedingungen auf dem Comércio: Gegen die Hitze des Tages haben sich die Händler Ventilatoren in ihre Baracken gestellt, vor dem Regen, der häufig gegen Abend einsetzt, schützen sie sich mit gelben Plastik-Capes.

Die Installation mit den T-Shirts an einfachen Plastik-Kleiderbügeln ist selbst eine Art Marktstand – ein Stück Belém in Potsdams Jägervorstadt. Den anfallenden Plastikmüll hat Dams auch gleich mitgebracht, allerdings in Form von weiteren Installationen: Aus bunten Plastiktüten, Planen und Klebestreifen hat er Kunstwerke geschaffen, die mal die Formen von Menschen und Marktständen andeuten, mal eher die Bewegung und Energie des Markttreibens anklingen lassen.

Dams kritisiert nicht, dass Menschen ständig in ihre Umwelt eingreifen. Es geht ihm vielmehr um den Umgang mit den Spuren. Manchmal kann daraus ein neues Objekt, eine neue Idee, eine neue Facette einer kulturellen Identität entstehen.

Für "My Daily Life, 2023–2024" verwendete der Künstler Samir Dams Plastikmüll vom Comércio, dem Markt im historischen Stadtkern von Belém.
Für "My Daily Life, 2023–2024" verwendete der Künstler Samir Dams Plastikmüll vom Comércio, dem Markt im historischen Stadtkern von Belém.

Global Extraction Observatory

Das Künstlerduo Global Extraction Observatory zeigt im KunstHaus ein Ergebnis seiner Residency: Die beiden Australier haben sich in Potsdam mit den Auswirkungen des Abbaus von Lithium beschäftigt. Das Metall gilt als Schlüssel für die Abkehr von fossilen Energien. Es wird zum Beispiel in Windrädern, Smartphones, Laptops und den Akkus von Elektroautos verbaut. Aber das ist nur die eine Seite der Medaille. Im KunstHausPotsdam bringen Eduardo Kairuz und Sam Spurr in einem 25-minütigen Video gesellschaftliche Erzählungen und wissenschaftliche Analysen zusammen.

Ihre Herangehensweise ist geprägt von ihrem akademischen Hintergrund in der Architektur. Wenn ein Bohrer bei der Lithium-Exploration durch die Erdschichten dringt, wirkt das nicht nur brutal oder einfach zweckmäßig, sondern auch visuell ansprechend. So kommt in ihrem Video, wie in der Architektur, die Funktionalität mit der Ästhetik zusammen. Andere Aufnahmen, etwa von Protesten gegen die Erweiterung des Tesla-Werkes in Grünheide, rücken die Umweltgefahren und die gesellschaftliche Sprengkraft des Lithiumabbaus in den Vordergrund. Am Ende bleibt beim Betrachter beides hängen, die Risiken, aber auch die Schönheit dieses glänzenden, silbrigweißen Leichtmetalls. 

Studio HAAU

In den Exponaten der französisch-hongkongischen Architektin Angela Ka Ki Lee geht es um die Zukunft der Wärmeversorgung. Lee erforscht sichtbare und versteckte Geschichten über Infrastruktur und Energie, die unsere Städte prägen. Sie zeigt architektonische Schnittzeichnungen von Gebäudesystemen und geografische Schnittzeichnungen des Bodens. Nicht nur bei den fossilen Energien, sondern auch bei der Geothermie wird die Energie über weite Strecken im Verborgenen befördert.

Die Zeichnungen, Fotos und begleitenden Texte laden den Betrachter ein, eine engere Verbindung zu den Ressourcen des Planeten zu entwickeln. Dabei bietet Lee an mehreren Terminen im November und Dezember Unterstützung an: Sie wird den KunstRaumPotsdam in einen interdisziplinären planetaren Forschungsraum verwandeln. Besucherinnen und Besucher werden dazu angeleitet, eigene Perspektiven zum Thema Wärme zu entwickeln.

Das Werk "La boucle du temps, 2020" zeigt die ehemalige Textilfabrik in dem Dorf Wesserling in den Vogesen.
La boucle du temps, 2020

Dialog zwischen Kultur, Wissenschaft und Stadtgesellschaft

Das Ausstellungsthema der „Planetary Transitions“ sei dieser Tage besonders aktuell, sagte Birgit-Katharine Seemann, Fachbereichsleiterin Kultur und Museum der Landeshauptstadt Potsdam: „Wir schauen nach Belém zur Weltklimakonferenz und haben manchmal das Gefühl, dass bei all den Diskussionen nicht so wahnsinnig viel rauskommt. Umso wichtiger ist es, dass wir miteinander in den Dialog gehen. Und genau das ist der Wunsch, der mit dieser Ausstellung verbunden ist, dass es zu einer Begegnung kommt zwischen Kultur, Wissenschaft und Stadtgesellschaft.“

Mit ihren kreativen Perspektiven auf Gesellschaft, Umwelt und Kultur bieten die drei Künstler vielfältige Anregungen für die Diskussion über nachhaltige Transformationen.

Kontakt

Dr. Bianca Schröder

Referentin Presse und Kommunikation
bianca [dot] schroeder [at] rifs-potsdam [dot] de
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