Headline: Intelligente Roboter, Nachhaltigkeit und die Krise der Demokratie: Wie sieht die Arbeitswelt der Zukunft aus?

Digitalisierung und Globalisierung verändern die Arbeitswelt grundlegend. Die Entwicklung der künstlichen Intelligenz könnte sogar unser Denken ersetzen und damit die Zukunft der Menschheit auf dramatische Weise umformen. Welche Rolle sollten der Staat und der Markt dabei spielen? Wie können wir technologischen Fortschritt in den Dienst der Menschheit stellen? Welche Auswirkungen hätte die Abschaffung von Lohnarbeit? Über Fragen wie diese diskutierten internationale Fachleute am 30. November und 1. Dezember 2017 im Rahmen des „Thinking Space on the Future of Gainful Employment“ am IASS.

IASS Thinking Space
IASS/Karolina Iwa

Radikale Einschnitte oder schrittweise Veränderungen?

„Die großen strukturellen Veränderungen, in denen wir uns befinden und die uns noch bevorstehen, fordern die Natur und die Organisation der Arbeit global heraus. Sie sind auch von hoher Relevanz für die UN-Nachhaltigkeitsziele, vor allem Ziel 8, das sich auf eine gute, menschenwürdige Arbeit bezieht. Bei dem Denkraum ging es uns sowohl um die normativen Grundlagen von Nachhaltigkeit und einem guten Leben als auch um konkrete Fälle wie etwa die Umstrukturierungen, die in den traditionellen Kohle-Regionen stattfinden und deren Bewohner vor große Herausforderungen stellen”, erläuterte IASS-Direktorin Patrizia Nanz, die gemeinsam mit Hans-Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, zu der Veranstaltung eingeladen hatte. Gerade in diesen Regionen werde offensichtlich, dass neben der Neugestaltung der Arbeitswelt auch eine Neubelebung der Demokratie auf der lokalen Ebene notwendig sei, um sich Fragen der eigenen Zukunft und Identität anzunehmen.Manfred Hellrigl, ehemals Leiter des Büros für Zukunftsfragen der Landesregierung von Vorarlberg (Österreich) und zurzeit Senior Fellow am IASS, berichtete von seinen Erfahrungen mit Bürgerbeteiligungsprozessen und riet: „Wir müssen die Menschen in Regionen, denen ein gravierender Umbruch bevorsteht, zu Gestaltern machen und ihre Ideen berücksichtigen, statt einfach von oben Geld reinzupumpen.“ Eine kontroverse Diskussion entstand über die Vorteile von radikalen Einschnitten wie einem neuen Weltwirtschaftssystems ohne Privateigentum gegenüber schrittweisen, kleineren Veränderungen der Arbeitswelt.

Ist es schade um jeden verlorenen Job?

Durch die Energiewende gehen bereits Arbeitsplätze im fossilen Energiesektor verloren, die Digitalisierung könnte ganze Berufszweige überflüssig machen. Es sei jedoch nicht um jeden Job schade, betonte Hans Joachim Schellnhuber, der auch Senior Advisor des IASS ist: „90 Prozent der Weltbevölkerung arbeiten, um einen relativ kümmerlichen Anteil an der Weltwirtschaft zu haben. Kinder schuften in Manila und anderen Regionen des Globalen Südens eine ganze Woche, um sich am Ende eine Flasche Coca Cola kaufen zu können. Das ist keine ‚gute Arbeit‘.“ Angesichts dieser Realität müsse die unselbstständige Erwerbstätigkeit im Grunde komplett abgeschafft werden, bevor eine neue, nachhaltigere Arbeitswelt entstehen könne.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Denkraums planen ein weiteres Treffen zur Zukunft der Arbeit.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Denkraums:

Kirsten Dunlop (Climate-KIC), Adrienne Goehler (Publizistin und Kuratorin), Manfred Hellrigl (Senior Fellow IASS), Miriam A. Cherry (Saint Louis University), J. Doyne Farmer (University of Oxford), Isabelle Berrebi-Hoffmann (Harvard University), Charles Taylor (McGill University), Lisa Herzog (Hochschule für Politik München), Matthias Greffrath (Journalist), Isabelle Ferreras (Université Catholique de Louvain), Mark Lawrence (IASS), Patrizia Nanz (IASS), Hans Joachim Schellnhuber (PIK), Frederic Hanusch (IASS).