Overline: UN-Klimakonferenzen
Headline: Ein neues Klima der Kommunikation auf der COP

An den UN-Klimakonferenzen (COPs) nehmen jährlich Zehntausende von Akteuren teil, die zum Klimawandel arbeiten. Außerhalb der förmlichen Verhandlungen wird die Kommunikationskultur von „Side Events“ dominiert, einem Format, das sich auf Vorträge und Diskussionsrunden stützt. In einem neuen Kommentar plädiert ein Forschungsteam um RIFS-Wissenschaftlerin Kathleen Mar dafür, diese Kommunikationsformate neu zu konzipieren, um die Rolle der COP als Plattform für das Lernen und die Gemeinschaftsbildung zu stärken.

Der „Talanoa-Dialog“ wurde auf der COP23 in Bonn von der Fidschi-Präsidentschaft eingeführt. Das für den UNFCCC-Prozess ungewöhnliche Format mit kleinen, informellen Gesprächsrunden soll zu Vertrauensbildung und gegenseitigem Verständnis beitragen.
Der „Talanoa-Dialog“ wurde auf der COP23 in Bonn von der Fidschi-Präsidentschaft eingeführt. Das für den UNFCCC-Prozess ungewöhnliche Format mit kleinen, informellen Gesprächsrunden soll zu Vertrauensbildung und gegenseitigem Verständnis beitragen. UNclimatechange/CC BY-NC-SA 2.0

„Das geballte Fachwissen, die Erfahrung und die Fähigkeiten der Menschen, die bei der COP zusammenkommen, sind enorm. Um dieses kollektive Potenzial tatsächlich nutzen zu können, müssen wir Kommunikationsformate wählen, die produktive Interaktionen fördern, und nicht solche, bei denen lediglich feststehende Ansichten ausgetauscht werden“, sagt Mar. In dem Artikel, der in der Zeitschrift WIREs Climate Change erschienen ist, plädieren die Autorinnen und Autoren dafür, partizipative Dialoge zu etablieren. Sie geben konkrete Empfehlungen, wie man diese gestalten und fördern kann.

Die Autorinnen und Autoren beschreiben Reflexion, Vernetzung und Handlungsorientierung als drei Grundsätze, nach denen die Kommunikation gestaltet werden sollte, und geben Beispiele für geeignete Moderationsmethoden. Zu den Praktiken, die sie analysieren, gehören Frage-und-Antwort-Runden. "Das Problem bei diesem Format ist, dass oft nur die lautesten Stimmen gehört werden", erklärt Mar. Um dieser Dynamik entgegenzuwirken, sollten Moderierende zunächst Zeit für Kleingruppen- oder Nachbarschaftsgespräche einplanen, anstatt direkt nach einer Präsentation Fragen zu sammeln. Dies erlaube es allen Anwesenden, ihre Sichtweise gleichberechtigt mitzuteilen. Eine solche „Vorab-Diskussion“ sorge nicht nur für einen fairen Umgangston, sondern erhöhe auch die Wahrscheinlichkeit, dass in der Fragerunde ein repräsentativeres Spektrum von Anliegen zur Sprache komme.

Über den Rahmen einzelner Dialoge hinaus schlagen die Forschenden vor, dass Akteure, die an neuen Formen des Dialogs und der Zusammenarbeit interessiert sind, Netzwerke und Praxisgemeinschaften bilden, um einen Wandel in der allgemeinen Kommunikationskultur der COP zu bewirken. „Mit unseren Empfehlungen möchten wir eine neue Vision der COP präsentieren, vor allem für die große Zahl der teilnehmenden nichtstaatlichen Akteure. Warum sollte die Konferenz außerhalb der Verhandlungen nicht mehr experimentelle Lernlabore und Reflexionsräume umfassen, die in größere, lösungsorientierte Prozesse eingebettet sind?“, so Mar. Eine Neuausrichtung der Kommunikationspraktiken auf den Konferenzen in Richtung Lernen und Gemeinschaftsbildung könne kollektive, kooperative Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise unterstützen.

Mar, K. A., Schäpke, N., Fraude, C., Bruhn, T. Wamsler, C., Stasiak, D., Schroeder, H., Lawrence, M. G. (2023 online): Learning and community building in support of collective action: Toward a new climate of communication at the COP, WIREs Climate Change, https://doi.org/10.1002/wcc.832

Kommunikationsprinzipien für Dialoge, die das Lernen und den Aufbau von Gemeinschaften im Dienste des Klimaschutzes fördern.
Kommunikationsprinzipien für Dialoge, die das Lernen und den Aufbau von Gemeinschaften im Dienste des Klimaschutzes fördern. Kathleen Mar et al. (2023)