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Headline: Bedingungsloses Grundeinkommen für eine nachhaltige Gesellschaft

Könnte ein bedingungsloses Grundeinkommen Freiheit und Chancengleichheit fördern, die wettbewerbsgetriebene Beschleunigung unserer Zeit eindämmen und somit dazu beitragen, die begrenzten Ressourcen unserer Umwelt zu schonen? Adrienne Goehler, freie Kuratorin und Autorin, Theoretikerin und Aktivistin, ist dieser Frage als IASS Fellow nachgegangen. In ihrem Buch „Nachhaltigkeit braucht Entschleunigung braucht Grundein/auskommen“ kommen Menschen aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen Winkeln in Essays, Interviews, Geschichten, Schaubildern und künstlerischen Interventionen zum Beziehungsdreieck „Nachhaltigkeit – Entschleunigung – Bedingungsloses Grundeinkommen“ zu Wort.

Die Corona-Krise öffnet uns ein Möglichkeitsfenster, um über das Bekannte hinauszudenken.
Die Corona-Krise öffnet uns ein Möglichkeitsfenster, um über das Bekannte hinauszudenken. privat

Gerade angesichts der Corona-Pandemie könne das Buch wichtige Anstöße geben, sagt Goehler: „Unumstößlichkeiten aller Art, Werte und ihre Hierarchien sind in Erosion begriffen. Wir haben ein Möglichkeitsfenster, um über das Bekannte hinauszudenken und  aus der aktuellen Zwangsentschleunigung in den selbstgewählten entschleunigten Umgang mit relevantem Tun zu kommen, um den Binnenmarkt durch Nachfrage zu stärken, um den Menschen die Angst zu nehmen, dass sie  vor Massenentlassungen stehen, und um uns zu fragen, wie wir wirklich arbeiten wollen und sollen, um eine nachhaltige Ökonomie aufzubauen.  Grundein/aus/kommen befähigt Menschen, die Zukunft mitzugestalten, statt auf menschen- und planetenverachtende  Arbeitsplätze angewiesen zu bleiben.“

Einsichten aus der Finanzwirtschaft stehen neben Vorschlägen aus der Agrar- und Entwicklungspolitik und Direktiven der Klimawissenschaft und Ökologie. Künstlerische Initiativen widmen sich den großen Fragen der Gegenwart: Was benötigen wir zu einem guten Leben und ist davon genügend für alle Erdenbewohnerinnen und –bewohner vorhanden? Wie werden wir in Zukunft arbeiten und welchen Stellenwert wird hierbei die Erwerbsarbeit einnehmen? Wird es zu mehr Geschlechtergerechtigkeit führen, wenn wir lernen, heute oft unbezahlte oder nur schlecht vergütete soziale Arbeit als gleichwertig mit anderer Arbeit wahrzunehmen? Wie finde ich eine sinnstiftende, lebensantreibende Aufgabe? Und zu guter Letzt: Kann mit der Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens oder Grundauskommens – Goehler bevorzugt letzteren Begriff –, im Sinne eines universellen Menschenrechts, ein Paradigmenwechsel eingeleitet werden, der uns den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen näherbringt?

Das Buch mit Beiträgen unter anderem von Elke Schmitter (Autorin und Journalistin), Uwe Schneidewind (wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts), Hans-Joachim Schellnhuber (Gründungsdirektor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung) und IASS-Direktorin Patrizia Nanz öffnet den Blick für die Möglichkeiten und Widersprüche unseres aktuellen Handelns. Innerhalb der Grundeinkommensbewegung kann es als ein Querschnitt  durch die aktuelle Debatte betrachtet werden – aber auch als ein Schritt darüber hinaus, denn noch nie wurden Nachhaltigkeitsbewegte in diese Debatte so stark einbezogen. Vor allem aber ist das Buch ein leidenschaftlicher Weckruf: Wir müssen, so der Tenor der Autorinnen und Autoren, mit erstarrten Denk- und Handlungsmustern brechen, um unserer Zukunft mehr Wissensdrang zu ermöglichen und Bewegungsfreiheit zu schenken.