Weichtiere wie Miesmuscheln sind vielseitig einsetzbar und stellen wichtige Ressourcen dar, aber ihre Erforschung weist noch erhebliche Lücken auf.
Weichtiere wie Miesmuscheln sind vielseitig einsetzbar und stellen wichtige Ressourcen dar, aber ihre Erforschung weist noch erhebliche Lücken auf. Shutterstock/mahc

Headline: Die globale Molluske - Umweltdesign und Kulturen der Extraktion

Dauer:
bis

Über 90 Prozent aller Arten auf der Erde sind wirbellose Tiere. Die zweitgrößte Gruppe der Wirbellosen ist der Stamm der Weichtiere (Phylum Mollusca), eine sehr große Gruppe von Lebewesen, die auch Tintenfische und Schnecken umfasst. Die Mollusken sind eine weit verbreitete, vielfältige, aber auch unzureichend erforschte Gruppe, die in Meeres-, Süßwasser- und Landlebensräumen zu Hause ist. Einige haben ein Exoskelett, andere nicht; einige bewegen sich schnell und elegant, andere gleiten und glitschen, und wieder andere bewegen sich überhaupt nicht. In ihrer Vielfalt wie auch in ihrer Besonderheit inspirieren und überraschen diese Lebewesen gleichermaßen. Das war schon immer so. Doch in einer Art Renaissance wenden sich Wissenschaftler, Umweltgestalter und Fischer insbesondere essbaren Muscheln (Austern, Miesmuscheln, Venusmuscheln und Jakobsmuscheln) zu, und zwar aus unzähligen Gründen: als eine Form von archiviertem Wissen, als interessante Werkzeuge für den Naturschutz, die ökologische Regenerierung, das Umweltdesign, als Formen der Kohlenstoffbindung, als Nahrungsquelle und als eine allgemeine Kraft für das Gute.

In diesem Forschungsnetzwerk verfolgen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diese Hinwendung zu Austern, Miesmuscheln, Venus- und Jakobsmuscheln, besonders als Objekte hoffnungsvoller Aktivitäten in einer Zeit der planetarischen Krise. Während sie mehr über diese Arten erfahren, hinterfragen sie sowohl die Hoffnungen und Versprechen, die diese mit sich bringen, als auch die Neuausrichtung der Beziehungen zwischen Mensch und Umwelt, die sie so oft ermöglichen.

Die Forschenden hoffen, verschiedene Interessen im Zusammenhang mit den sich erweiternden Möglichkeiten von zweischaligen Weichtieren zu bündeln, um zu verstehen, wie diese kleinen Lebewesen sowohl die soziale als auch die natürliche Welt organisieren. Unter den Teilnehmenden des Netzwerks (siehe unten) konzentrieren sich Umweltdesignerinnen und -designer zum Beispiel auf Austern als Mittel zum Schutz von niedrig gelegenen oder sumpfigen Küstengebieten vor höheren Gezeiten und Sturmfluten. Biologinnen und Biologen untersuchen die Filterkapazität von Austern und Muscheln, die dazu beitragen, giftige und schlammige Gewässer wie die Lagune von Venedig zu reinigen, während Geologinnen und Geologen Paläoumgebungen rekonstruieren und ihre Entstehung und Entwicklung seit dem Kambrium verfolgen. Anthropologinnen und Anthropologen, Historikerinnen und Historiker interessieren sich für Anbaupraktiken, die zu alternativen Ökonomien der Gewinnung führen und zum Gedeihen von Gemeinschaften am Rande des Kapitalismus beitragen.

Das Projekt Global Mollusc bringt interessierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus all diesen Disziplinen und darüber hinaus zusammen, um Wissen darüber auszutauschen, was diese Weichtiere sind und wie sie leben, aber auch darüber, wie sie verschiedene Interessen auf sich ziehen und gleichzeitig neue Konzepte, Praktiken und Geschichten darüber inspirieren, wie wir anders in den Gemeinschaften und Umgebungen leben können, die uns erhalten. Dieses Forschungsprojekt ist ausdrücklich transdisziplinär und lässt sich sowohl von den Menschen als auch von den Mollusken leiten, mit denen wir interagieren, und lernt dabei, über disziplinäre Grenzen hinweg zu denken und zusammenzuarbeiten.

Das Projektteam ist offen für Forschungsanfragen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich mit allen Arten von Schalenweichtieren (und auch anderen) befassen. Das Netzwerk soll erweitert, Interessen sollen verfeinert und neue Formen der Zusammenarbeit ausprobiert werden.

Konsortium des aktuellen Netzwerks von Forschenden:

  • Dr. Camilla Bertolini, Ca' Foscari University, Venice, IT
  • Dr. Hannah Burnett NYU Tandon School of Engineering, New York USA
  • Prof. Maura Coughlin, Northeastern University, Boston MA, USA
  • Prof. J.T. Roane, Rutgers University, Piscataway NJ, USA
  • Dr. Stephanie Wakefield, Life University, Atlanta GA USA
  • Dr. Rhys Williams, University of Glasgow, Scotland UK