Realising the Twin Transition in industrial companies: Constituting the 'digital and sustainable' company based on stakeholder communication and sensemaking processes
Der Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft, die innerhalb der planetarischen Grenzen agiert, ist eines der drängendsten Probleme einer nachhaltigen Entwicklung. Digitalisierung verändert als weitere sozioökonomische Transformationskraft nicht nur Produktionsmuster, sondern auch die Art und Weise, wie wir arbeiten, auf welche Geschäftsmodelle wir uns stützen und wie Prozesse organisiert werden – mit noch weitgehend unbekannten Folgen für nachhaltiges Wirtschaften. Mit Bezug auf das normative Konzept der Corporate Social Responsibility (CSR) haben Unternehmen einen gesellschaftlichen Auftrag, die nachhaltige und die digitale Transformation in Einklang zu bringen, oder anders ausgedrückt, die sogenannte Twin Transition zu verwirklichen. Dies wird zu einer zentralen Aufgabe des CSR-Managements von Unternehmen, um Risiken und Chancen zu erkennen, Maßnahmen im Zusammenspiel mit den Stakeholdern zu legitimieren und um das „digitale und nachhaltige“ Unternehmen und seine Merkmale, Normen und Werte zu deuten. Insbesondere gilt dies für Industrieunternehmen, die starken Einfluss sowohl auf alle Dimensionen der Nachhaltigkeit ausüben und gleichzeitig stark von Veränderungen durch Digitalisierung betroffen sind. Während sich die Forschung zur Twin Transition häufig auf technologische Implikationen konzentriert, sind Deutungsprozesse („sensemaking processes“) als Teil der zugrunde liegenden sozialen und kulturellen Aspekte der Twin Transition weitaus weniger erforscht, obwohl sie für deren Verwirklichung gleichermaßen wichtig sind. Diese Dissertation befasst sich mit diesen Aspekten, indem sie die Konstitution und Legitimation des „digitalen und nachhaltigen“ Unternehmens durch Deutungs- und Kommunikationsprozesse in der digitalen Gesellschaft zum Gegenstand hat. Die Dissertation besteht aus drei Studien. Die erste Studie konzentriert sich auf Deutungsprozesse in der Stakeholder-Kommunikation (in Nachhaltigkeitsberichten). Die zweite Studie rekonstruiert Images des Stakeholder-Engagements und ihren Beitrag zur Legitimation. Die dritte Studie ist eine quantitative Befragung von Unternehmensrepräsentanten und konzentriert sich auf Kommunikation und Kooperation in globalen Lieferketten. Durch die Kombination der Ergebnisse aller Studien werden zwei Hauptfacetten des „digitalen und nachhaltigen“ Unternehmens adressiert: Erstens Deutungsmuster der Unternehmen über die Umsetzung der Twin Transition und ihre möglichen Nachhaltigkeitsfolgen und zweitens Stakeholder-Kommunikation und Legitimation von Unternehmen in der digitalen Gesellschaft. Die erste Studie mit dem Titel „Aligning digitalisation and sustainable development? Evidence from the analysis of worldviews in sustainability reports“ liefert einen Rahmen für Nachhaltigkeitsweltanschauungen zur Digitalisierung auf der Grundlage des CSR-Spektrums von Landrum (2018). Im Hinblick auf die untersuchten DAX-Unternehmen zeigt sich eine vorherrschende Weltanschauung der schwachen Nachhaltigkeit auf Digitalisierung. Diese könnte eine nachhaltige Entwicklung gefährden. In Bezug auf die zweite Facette der Kommunikation mit Stakeholdern und Legitimation in der digitalen Gesellschaft, analysiert die zweite Studie „Aspiration, Appearance, Argumentation or Attack? Reconstructing Stakeholder Engagement Images of German industrial companies on Twitter“ die Kommunikation und Legitimation von Unternehmen auf Twitter und identifiziert Unternehmensimages im Kontext des Stakeholder Engagement, die als Reaktion auf „sozial aufgeladene“ Hashtags entstehen. Die dritte Studie zeigt u.a., dass Unterschiede in der Digitalisierung der Wertschöpfungskette auf Länderebene nicht sehr ausgeprägt sind, jedoch zwischen kleinen und mittleren im Vergleich zu größeren Unternehmen. Der zweite untersuchte Aspekt ist der digitalisierte und automatisierte Austausch von Umweltdaten entlang der Wertschöpfungskette zur Verbesserung der Transparenz, der nach unseren Erkenntnissen noch selten umgesetzt wird. Hier sollte Wissen darüber generiert werden, welche Hindernisse der Umsetzung im Wege stehen und welche technologischen, organisatorischen, aber auch sozialen und kulturellen (z.B. fehlende Deutungsmuster) Faktoren eine Rolle spielen könnten, um die Transparenz durch Digitalisierung zu fördern. Alle Studien liefern Erkenntnisse und Empfehlungen zur Umsetzung der Twin Transition. Dazu zählt die Verbreitung und Förderung von Best Practice Beispielen, um neue Deutungsmuster einer starken Nachhaltigkeitsweltsicht auf Digitalisierung zu ermöglichen aber auch um gegen die Durchsetzung des Narratives vom automatisch generierten Nachhaltigkeitsgewinn durch die Digitalisierung anzugehen. Zusätzlich sollten partizipative Prozesse gestärkt und Erkenntnisse darüber gewonnen werden, welche Deutungsmuster die Umsetzung der Twin Transition fördern oder hemmen.
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Zitation
Niehoff, S. (2025). Realising the Twin Transition in industrial companies: Constituting the 'digital and sustainable' company based on stakeholder communication and sensemaking processes. PhD Thesis, Universität Potsdam, Potsdam. doi:10.25932/publishup-67856.