Forschungsinstitut für
Nachhaltigkeit | am GFZ

COP30 in Belém: RIFS-Forschende ziehen Bilanz

24.11.2025

Dr. Bianca Schröder

bianca [dot] schroeder [at] rifs-potsdam [dot] de
RIFS-Direktor Mark Lawrence moderierte eine Diskussion zum Thema "Bridging Science and Policy for effective Science-Policy-Interfaces".
RIFS-Direktor Mark Lawrence (rechts) moderierte in Belém eine Diskussion zum Thema "Bridging Science and Policy for Effective Science-Policy-Interfaces".

Delegierte und Vertreter von Regierungen, Nichtregierungsorganisationen sowie aus Wissenschaft und Medien versammelten sich vom 10. bis 22. November am Rande des Amazonas-Regenwaldes zur Weltklimakonferenz. Der Beschluss, auf den sich die Staaten am Ende einigten, ist vielen zu wenig ambitioniert. Einige RIFS-Forschende waren vor Ort und teilen die Kritik, sehen aber auch einige gute Ansätze.

Die USA sind aus dem Klimaabkommen ausgestiegen. China hat es versäumt, sich stärker zu engagieren. Das Führungsvakuum, das die beiden Klimasupermächte – der weltweit größte historische Emittent und der weltweit größte aktuelle Emittent – hinterlassen, kann kein anderes Land füllen. Aber im Gespräch mit RIFS-Direktor Mark Lawrence lobten Vertreterinnen und Vertreter zivilgesellschaftlicher Organisationen Deutschlands Engagement für Themen, die für den Globalen Süden von besonderem Interesse sind, etwa die Unterstützung der kolumbianischen Initiative zur besseren Integration von Klima, Biodiversität und Land.

Keine Fortschritte habe die COP30 hingegen in Bezug auf die Reduktion der Methan-Emissionen erbracht, so Lawrence:

„Methan ist für etwa ein Drittel der Erwärmung verantwortlich, die wir derzeit erleben, und da es viel schneller auf Emissionsminderungen reagiert als CO2, bietet es eine große Chance für schnelle Klimaschutzmaßnahmen. Außerdem ist es ein wichtiger Faktor bei der Bildung von Ozon, einem weiteren Treibhausgas und wichtigen Luftschadstoff. In den Gesprächen im Super Pollutants Pavilion und anderswo wurde deutlich, dass die Welt immer noch weit hinter ihren Verpflichtungen zurückbleibt, die sie mit der bei der COP26 in Glasgow mit dem ‚Global Methane Pledge‘ eingegangen ist. Das ist bedauerlich, da viele Technologien für eine erhebliche Verringerung der Methanemissionen bereits zur Verfügung stehen und die Investitionen in ihre Umsetzung oft innerhalb kurzer Zeit direkte wirtschaftliche Vorteile bringen würden (z. B. Verringerung der Methanlecks aus Pipelines).“

Unter den Expertinnen und Experten des RIFS auf der COP30 waren auch Maria Cecília Oliveira und Bernardo Jurema, die ihr Forschungsprojekt „Demokratische Governance für ökopolitische Transformationen“ (EcoPol) vorstellten. Ihre Forschung untersucht unter anderem die Lebensrealitäten Indigener Völker im Amazonas-Becken. Oliveira zieht folgendes Fazit:

„Meine wichtigste Botschaft nach der COP30 ist die Notwendigkeit eines neuen Formats für Klimagerechtigkeit. Die derzeitige Trennung der offiziellen Räume berücksichtigt die Rolle der Wissenschaft und der Indigenen Gruppen innerhalb der Verhandlungen nicht ausreichend. Die COP30 hat gezeigt, dass die Klimadiplomatie, wenn sie nicht von der Zivilgesellschaft herausgefordert wird, eine Weltanschauung perpetuieren wird, die die Natur auf ihre Funktion als Ware reduziert. Es war das erste Mal, dass eine COP in einem der Gebiete stattfand, die sowohl vom Klimawandel als auch von der Klimapolitik am stärksten betroffen sind. Auf der Konferenz und den damit verbundenen Veranstaltungen forderten Indigene Gemeinschaften eine stärkere Unterstützung für diejenigen, die im Einklang mit der Natur leben. Darüber hinaus wurden in einem der Wissenschaft gewidmeten Pavillon aktuelle Forschungsergebnisse zum Klimawandel vorgestellt, um Politik und Praxis zu informieren. Meine wichtigste Erkenntnis stammt aus den Worten einer herausragenden Indigenen Führungspersönlichkeit, Alessandra Munduruku: ‚Der Vormarsch des Kapitalismus bringt uns um. Wir wollen keinen Wald in einem Vertrag, wir wollen einen lebendigen Wald.‘“

Jurema wurde durch seine Erfahrungen auf der COP30 in seiner Überzeugung bestärkt, dass die Zivilgesellschaft eine Schlüsselrolle im Kampf für Klimagerechtigkeit spielt:

„Im Vorfeld der 30. Sitzung der UNFCCC-Vertragsstaatenkonferenz war ich sehr skeptisch. Seit ihren Anfängen in den 1990er Jahren hat diese Versammlung bei den meisten relevanten Messgrößen wenig vorzuweisen: beim Anstieg der Treibhausgasemissionen, den Rekordgewinnen der Unternehmen für fossile Brennstoffe, dem stetigen Anstieg der globalen Durchschnittstemperaturen, der zunehmenden Häufigkeit extremer Wetterereignisse und dem Rückgang der Artenvielfalt. Während das offizielle Verfahren meine Skepsis bestätigte, gab mir das, was ich außerhalb der Blue Zone sah, Hoffnung, dass sich die Dinge zum Besseren wenden könnten. Die Lebendigkeit und Stärke der globalen Zivilgesellschaft wurde an verschiedenen Orten deutlich - vom People's Summit und dem Indigenen Dorf auf der COP30 bis zum Belém Action Mechanism, um nur einige der Kanäle für die Beteiligung der Basis zu nennen.“

RIFS-Fellow Adenike Oladosu forscht zu der Verbindung zwischen Überschwemmungen und Ernährungsunsicherheit. Ihr Ansatz zielt darauf ab, die Auswirkungen dieser Krisen zu beseitigen oder zu verringern. Die Diskussion zu dem Thema bei der COP kritisiert sie als zu oberflächlich:

„Ich hätte mir von der COP30 gewünscht, dass man sich auf die nicht-wirtschaftlichen Aspekte von Verlusten und Schäden konzentriert. Beim Fonds für Schäden und Verluste geht es nicht nur darum, Geld bereitzustellen, sondern auch darum, Klimagerechtigkeit in allen Teilen der Gesellschaft zu erreichen. Die nicht-wirtschaftlichen Aspekte von Verlusten und Schäden müssen noch gemessen werden. Wie beziffern wir den Verlust von Menschenleben bei Überschwemmungen, Hitzewellen oder Dürreperioden? Weder die Gemeinden, deren Geschichte durch den Anstieg des Meeresspiegels und die erzwungene Vertreibung ausgelöscht wurde, noch die Flüchtlinge können das, was sie verloren haben, wiederherstellen, sobald es weg ist. Die Klimakrise hat viele Gesichter, darunter Hitzewellen, Überschwemmungen und andere Katastrophen, mit denen Länder wie Nigeria konfrontiert sind. Je länger diese Probleme unbehandelt bleiben, desto komplizierter werden sie.“

RIFS Affiliate Scholar Deborah Lika nahm als Teil der albanischen Delegation an der COP30 teil. Sie moderierte ein Side Event zum Thema „Förderung der regionalen Zusammenarbeit für den Klimaschutz im Mittelmeerraum“ im Mittelmeerpavillon.

„An der Podiumsdiskussion nahmen Regierungsvertreter, UN-Gremien, führende Vertreter der Zivilgesellschaft und Klimaverhandler aus den westlichen Balkanstaaten, der EU und der MENA-Region teil. Unsere Diskussion befasste sich mit den gemeinsamen Schwachstellen im Mittelmeerraum, der Notwendigkeit harmonisierter Anpassungsstrategien und der wachsenden Bedeutung der Jugend und der regionalen Diplomatie bei der Gestaltung kohärenter Klimaschutzmaßnahmen. Die Botschaft war klar: Der Fortschritt im Mittelmeerraum wird von einer stärkeren grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, verbesserten Daten und Governance-Systemen sowie einer sinnvollen Einbeziehung aller Gesellschaftsschichten abhängen.“

Ihren Gesamteindruck fasst sie so zusammen:

„Bei der COP zu sein, macht einen demütig. Es unterstreicht die Verantwortung, die wir alle haben, diese Erkenntnisse mit nach Hause zu nehmen, die nationalen Anstrengungen zu verstärken und die regionale Zusammenarbeit zu vertiefen, damit jede klimaanfällige Region das kommende Jahrzehnt mit Klarheit, Solidarität und Widerstandsfähigkeit meistern kann.“
 

Contact

Prof. Dr. Mark Lawrence

Wissenschaftlicher Direktor
mark [dot] lawrence [at] rifs-potsdam [dot] de

Dr. Maria Cecilia Oliveira

Forschungsgruppenleiterin
cecilia [dot] oliveira [at] rifs-potsdam [dot] de

Dr. Bernardo Jurema

Wissenschaftlicher Mitarbeiter
bernardo [dot] jurema [at] rifs-potsdam [dot] de

Adenike Oladosu

Fellow
adenike [dot] oladosu [at] rifs-potsdam [dot] de

Deborah Lika

Affiliate Scholar
deborah [dot] lika [at] rifs-potsdam [dot] de
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