Transformations Conference 2025 – Organisieren für den Wandel
16.07.2025

Seit ihren Anfängen im Jahr 2013 hat sich die Transformationskonferenz zu einer wachsenden internationalen Gemeinschaft entwickelt, die sich mit der Frage beschäftigt, wie tiefgreifender, systemischer Wandel dazu beitragen kann, die heutigen miteinander verflochtenen sozialen und ökologischen Krisen zu bewältigen. Die alle zwei Jahre stattfindende Konferenz findet 2025 in zwei Teilen statt: Der erste Teil mit dem Titel „Organisieren für den Wandel“ wurde Ende Juni an der University of York veranstaltet, der zweite folgt im August im Kruger-Nationalpark in Südafrika mit dem Schwerpunkt „Wandel hin zu Gerechtigkeit und Gleichheit“.
Ganz im Sinne ihrer ursprünglichen Ausrichtung bringt die Konferenz Forscher*innen, Praktiker*innen, Künstler*innen und andere zusammen, die daran arbeiten, die Lücke zwischen Wissen und Handeln, Theorie und gelebter Erfahrung zu überbrücken. Sie bietet Raum, um Ideen im echten, alltäglichen Kontext zu erproben – nicht nur in der Theorie. Die Veranstaltung wurde von Professor Ioan Fazey und Dr. Rebecca Newman gemeinsam mit einem größeren Team der University of York und der Transformations-Community organisiert und geleitet. Professor Fazey war zuvor an der Evaluation des RIFS am GFZ beteiligt.
Ein zentrales Thema in York war der Zusammenhang zwischen innerer und äußerer Transformation. Dies basiert auf der Erkenntnis, dass persönliche und kulturelle Veränderungen untrennbar mit institutionellem und systemischem Wandel verbunden sind. Das Programm bot eine Mischung aus Impulsvorträgen, erfahrungsorientierten Formaten und praxisnahen Workshops. In den Sitzungen wurde auf Fallstudien von regionalen Ernährungssystemen wie in Yorkshire Bezug genommen. Auch größere Themen wie Biodiversitätsverlust und Governance wurden behandelt. Ziel war es nicht nur, intellektuell zu reflektieren, sondern auch die emotionalen und zwischenmenschlichen Dimensionen von Transformation zu erkunden. Deshalb wurden auch spirituelle und kontemplative Praktiken in das Programm integriert.
Twobirds Cunningham, eine schamanische Lehrerin, leitete mehrere Formate, in denen die Teilnehmenden dazu angeregt wurden, ihre Verbindung zur Natur zu vertiefen und über noch kommende Generationen sowie ein bewusstes, naturverbundenes Leben nachzudenken. Diese Praktiken luden dazu ein, einen Raum für Entschleunigung, Neuorientierung und das Infragestellen dominanter Lebensrhythmen zu schaffen. Außerdem gab es Angebote zu Kontemplation, Poesie und achtsamer Körperwahrnehmung, die Raum für stille und persönliche Reflexion eröffneten.

Eines der zentralen Gespräche auf der Konferenz drehte sich um die Transformative-Change-Assessment, die 2024 von IPBES (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) veröffentlicht wurde. Drei der Autor*innen – darunter Karen O’Brien, die die Transformationskonferenz ins Leben gerufen hat – stellten den Bericht vor. Der Bericht bietet einen Rahmen, um auf Biodiversitätsverlust und systemische Nicht-Nachhaltigkeit zu reagieren. Transformative Veränderung wird definiert als „eine grundlegende, systemweite Neuordnung technologischer, wirtschaftlicher und sozialer Faktoren, einschließlich Paradigmen, Ziele und Werte“ (IBPES 2024). Diese Definition betont die Notwendigkeit, tief verwurzelte Annahmen und Strukturen zu hinterfragen, die der heutigen Multikrise zugrunde liegen.
Der Bericht benennt fünf miteinander verbundene Hebel – Governance, Werte, Anreize, Kapazitäten und Wissenssysteme – die gemeinsam adressiert werden müssen. Er legt großen Wert auf Selbstreflexion und bezieht wissenschaftliche, indigene und lokale Wissensformen mit ein. Außerdem warnt sie vor oberflächlichen Maßnahmen, die sich „transformativ“ nennen, ohne bestehende Strukturen wirklich in Frage zu stellen.
Während sich Regierungen nun mit der Bewertung auseinandersetzen, stellt sich die zentrale Frage: Was nun?
Die Konferenz gab darauf keine einfache Antwort – aber sie erkannte an, dass wir alle gefragt sind, neue Räume für sinnvolle Zusammenarbeit zu schaffen und auszubauen, in denen Vertrauen und gemeinsame Verantwortung wachsen können.
Was besonders prägend war, war die Atmosphäre der Konferenz: offen, kollaborativ und getragen von gegenseitigem Wohlwollen. Wissen und Erfahrungen wurden großzügig geteilt. Die Beiträge waren nicht übermäßig poliert – sie ließen Raum für Resonanz, Vertiefung und gemeinsames Weiterdenken. Es ging nicht ums Zurschaustellen, sondern ums gemeinsame Lernen und Spüren – mit Raum für ehrliche Reflexion und Co-Kreation. Es war deutlich spürbar, dass ein Ort geschaffen wurde, an dem intellektuelles und emotionales Engagement gleichermaßen willkommen waren – und an dem das akademische System nicht als Wettbewerb, sondern kooperative gedacht wurde.
Für mich persönlich war die Konferenz wertvoll, nicht nur, weil ich den aktuellen Stand meiner Arbeit präsentieren konnte, sondern wegen der Gespräche zwischen den Vorträgen und Workshops– Gespräche, die Orientierung und Einsicht gaben. Besonders bedeutungsvoll war der Austausch mit erfahrenen Aktionsforscher*innen, die die Prinzipien von Forschung durch Handlung und Reflexion leben. Die in der Community als „t-research“ bekannte Selbstreflexivität, ein zentrales Element transdisziplinärer und transformativer Forschung, wurde auf dieser Konferenz nicht nur diskutiert, sondern auch verkörpert und herausgefordert. In diesen Gesprächen erhielt ich Ermutigung und Klarheit für eine Richtung, die ich in meiner Promotionsforschung seit einem Jahr verfolge. Es waren Momente der Resonanz, die mich daran erinnerten, warum wir überhaupt zusammenkommen – Momente der Transformation.
Für weitere Informationen besuchen Sie: transformationscommunity.org.