Headline: Europäische Energiewende: Welche Wünsche haben Entscheidungsträger*innen an Modellierungen?

Energiemodelle helfen Entscheidungsträgern, die Energiewende zu steuern.
Energiemodelle helfen Entscheidungsträgern, die Energiewende zu steuern. Shutterstock/Rawpixel.com

Die Energiewende bringt viele Fragen mit sich, wie man Energiesysteme mit Netto-Null-Emissionen erreichen und diese gestalten kann. Energiemodelle können Entscheidungsträger*innen unterstützen: Als eine Art virtuelles Labor ermöglichen sie es, verschiedene Energiezukünfte zu untersuchen. Aber was sind die Anforderungen der verschiedenen Interessengruppen an diese Energiemodelle? Welche Herausforderungen der Energiewende sollten sie angehen? Welche Fragen sollten diese Modelle beantworten können? Um die Anforderungen zu identifizieren und die Erwartungen an die Energiemodellierung im Rahmen des Projekts „Sustainable Energy Transition Laboratory“ (SENTINEL) zu diskutieren, führten wir im Sommer eine Online-Umfrage durch und veranstalteten am 1. Oktober einen Online-Expertenworkshop.

Welche Fragen müssen Energiemodelle behandeln? ─ Schlüsselergebnisse unserer Umfrage

Mit unserer Online-Umfrage wollten wir die Anforderungen der verschiedenen Interessengruppen ermitteln, die Energiemodelle verwenden. Neunzig Fragebögen wurden von Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Energiewirtschaft, Netzbetreibern, Zivilgesellschaft und Wissenschaft ausgefüllt. Wir stellten fest, dass verschiedene ökologische, soziale und politische Aspekte der Energiewende bei den Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern zunehmend an Aufmerksamkeit gewinnen. Die Hälfte der Befragten stimmte dafür, dass Auswirkungen auf Umwelt und Ressourcennutzung sowie Verbraucherverhalten und Lebensstil in den Modellen stärker berücksichtigt werden sollten, dicht gefolgt von einer erweiterten Kostenwahrnehmung und neuen, fortschrittlichen Technologien (vgl. Abb. 1).

Abb. 1: Antwort auf die Frage: Welche der folgenden Faktoren sollten Ihrer Meinung nach in Energiemodellen stärker berücksichtigt werden? Multiple Choice (bis zu 5 Optionen), N=86, Umfrage August 2020 (c) SENTINEL. Als PDF anzeigen.

Um Aspekte wie Umweltauswirkungen von Technologien, soziale Akzeptanz oder politische Präferenzen besser zu erfassen, müssen Energiemodelle weiterentwickelt werden. Da all diese Bereiche spezifisches Wissen erfordern, ist eine inter- und transdisziplinäre Modellierung unter Einbeziehung verschiedener Interessengruppen aus Wissenschaft und Praxis notwendig, aber auch hoch geschätzt zu sein. Die Mehrheit der Befragten (80%) aus verschiedenen Interessengruppen, die einen Beitrag zur Verbesserung des Modellierungsprozesses leisten wollten, empfand die Beteiligung an der Modellierung als wichtig (siehe Abbildung 2). Auf diese Weise konnten wir die Nachfrage nach einer Modellierung mit Stakeholderbeteiligung messen und schlagen darauf basierend vor, transdisziplinäre Aspekte systematischer in laufende und zukünftige Modellierungsprojekte einzubeziehen, wie es SENTINEL bereits tut.

Abb. 2: Antwort auf die Frage: Wie wichtig ist Ihre Beteiligung an der konzeptionellen Entwicklung oder Verbesserung von Modellen für Sie? (Likert-Score), N=29, Umfrage August 2020 (c) SENTINEL. Als PDF anzeigen.

Diese und weitere Schlüsselergebnisse der Umfrage stellen wir diese Woche auf der Konferenz der Energy Modelling Platform for Europe (EMP-E) vor.

Ihre Fragen, Ihr Bedarf an Energiemodelle! ─ Einblicke aus unserem Experten-Workshop

Um die Verbesserung von Energiemodellen ging es auch Anfang Oktober bei einem Online-Workshop, den das IASS mitorganisierte. Daran nahmen Energie-Entscheidungsträgerinnen und -Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft, Energiewirtschaft und Zivilgesellschaft sowie Energie-Modelliererinnen und -Modellierer teil. Wir diskutierten, wie die Energiemodellierung vorangetrieben werden sollte, um die Entscheidungsträger*innen bei der Bewältigung kritischer Herausforderungen bei der Gestaltung von Energiesystemen zu unterstützen. Hauptziel war es, verschiedene Anforderungen interaktiv zu priorisieren und zu diskutieren, warum diese in die Modelle einbezogen werden sollten.

In den Plenarsitzungen hatten die Interessenvertreter*innen die Möglichkeit, verschiedene Faktoren zu priorisieren, die in Energiemodellen mehr Aufmerksamkeit erhalten sollten. Die vier höchstplatzierten Aspekte waren: (1) Auswirkungen auf die Umwelt und die natürlichen Ressourcen, (2) politische Auswirkungen/Implikationen der verschiedenen politischen Optionen, (3) soziale Auswirkungen der Energiewende sowie (4) Gesamtkosten und Investitionskosten. Das Ergebnis zeigt, dass nicht-technische und nicht-ökonomische Aspekte bei den Entscheidungsträgern zunehmend an Aufmerksamkeit gewinnen. Die Interessenvertreter brachten auch die Forderung nach der Modellierung progressiver Szenarien und einer 1,5°C-Zukunft zum Ausdruck. Für die Kommunikation von Modellen äußerten die Interessenvertreter*innen einen hohen Bedarf an Modellübersichten und -katalogen, spezifischen Modellinformationen sowie Informationen über Verknüpfungen zwischen Modellen und die Möglichkeit, Modelle und Quellen herunterzuladen. Die Ergebnisse wurden vom Ellery Studio visuell festgehalten (siehe Abb. 3).

Abb. 3: Visuelle Erfassung der Nutzeranforderungen der Energiemodelle, Expertenworkshop, Oktober 2020. Als PDF anzeigen.

An die Plenarsitzung schlossen sich fünf parallele Sitzungen an, die sich mit sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Aspekten sowie mit Nachfrage und Angebot der Energiewende befassten. Wir waren Gastgeber der ersten Sitzung über soziale und politische Aspekte der Energiewende. Darin forderten die Interessenvertreter*innen, die Auswirkungen sozialer Fragen auf die Energiepolitik (z.B. soziale Bewegungen), die soziale Akzeptanz von Energietechnologien und Infrastruktur sowie das Verbraucherverhalten besser in die Energiemodelle zu integrieren. Am IASS entwickeln wir das Modellierungsinstrument QTDIAN, mit dem wir soziale Treiber und Hemmnisse sowie politische Präferenzen in Energiemodellen besser widerspiegeln wollen, um realistischere und nachhaltigere Modellierungsergebnisse zu erzielen. Bitte setzen Sie sich mit uns in Verbindung, wenn Sie mehr über unsere Arbeit erfahren möchten.

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