Headline: Internationaler Tag der biologischen Vielfalt: Unsere Lösungen liegen in der Natur

Der Schutz der biologischen Vielfalt ist kein „Nice-to-have“, sondern wesentlich für unser Wohlbefinden.
Der Schutz der biologischen Vielfalt ist kein „Nice-to-have“, sondern wesentlich für unser Wohlbefinden. istock/darios44

„Wenn wir in die Natur eingreifen und lebenswichtige Lebensräume erschöpfen, gefährden wir immer mehr Arten. Das schließt die Menschheit ein, sowie die Zukunft, die wir uns wünschen.“

UN-Generalsekretär António Guterres

Schutz der Biodiversität verbessert unsere Gesundheit

Was ist biologische Vielfalt? Oft verstanden als die Gesamtheit von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen auf der Erde, ist Biodiversität vor allem ein reiches Beispiel für die genetischen Unterschiede zwischen den Arten und die Vielfalt der Ökosysteme. Tatsächlich gilt: Je reicher die Vielfalt des Lebens ist, desto größer sind die Chancen für medizinische Entdeckungen, wirtschaftliche Entwicklung und anpassungsfähige Lösungen für komplexe Herausforderungen wie den Klimawandel.

Der Verlust der biologischen Vielfalt ist vor allem auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen. Wir schaden der Gesundheit zukünftiger Generationen ohne ihre Zustimmung, und dies hat schwerwiegende ethische Folgen. Nach dem UN-Übereinkommen über die biologische Vielfalt basieren mindestens 40 Prozent der Weltwirtschaft auf biologischen Ressourcen; 80 Prozent der Bedürfnisse der Armen werden von ihnen gedeckt. Die biologische Vielfalt gibt uns Nahrung und Medizin und reguliert das Klima. Sie ist auch ein Mittel gegen Zoonosen, von Tieren auf Menschen übertragene Krankheiten.

Im Durchschnitt tritt beim Menschen alle vier Monate eine neue Infektionskrankheit auf, wobei 75 Prozent dieser Infektionen von Tieren ausgehen. Diese so genannten Zoonosen können auf den Menschen übergreifen, wenn wir Lebensräume von Tieren zerstören oder illegal mit Wildtieren handeln, da unsere Exposition gegenüber Krankheitserregern zunimmt.

Das bedeutet, dass der Schutz der biologischen Vielfalt ein wichtiger Beitrag dazu sein kann, unser Risiko künftiger Pandemien zu verringern und einen erneuten Alptraum zu vermeiden, wie ihn die Welt mit Covid-19 durchmacht.

Wissenschaftliches Wissen reicht nicht aus, um den Wandel voranzutreiben, der notwendig ist, um die Menschheit auf einen sicheren Weg zu bringen. Öffentlichkeitsarbeit ist entscheidend, um alle Bürgerinnen und Bürger für die Förderung der planetarischen Gesundheit zu gewinnen, d.h. für „die Gesundheit der menschlichen Zivilisation und den Zustand der natürlichen Systeme, von denen sie abhängt“.

Angesichts der Bedeutung der Bildungsarbeit, um das Bewusstsein über die biologische Vielfalt zu stärken, feiern die Vereinten Nationen alljährlich am 22. Mai den Internationalen Tag der biologischen Vielfalt. Verbunden ist dieser mit einem weltweiten Aufruf zum Handeln unter dem Motto: „Unsere Lösungen liegen in der Natur.“

Mit der Unterstützung internationaler Führungspersönlichkeiten sind wir eingeladen, gemeinsam über unseren Einfluss auf die Natur und die Bedeutung eines Lebens in Harmonie mit der Natur als Mittel zum Schutz unserer eigenen Gesundheit und unseres Wohlbefindens zu reflektieren. Es ist unbestreitbar, dass wir einen Kampf verlieren: Die Natur befindet sich in einer Krise. Wir verlieren Arten in einer Geschwindigkeit, die 1000 Mal größer ist als zu jedem anderen Zeitpunkt in der Geschichte der Menschheit. Tatsächlich sind eine Million Arten vom Aussterben bedroht.

Eine Umkehrung dieser Trends scheint für einen normalen Bürger, eine normale Bürgerin unmöglich. Angesichts der Dringlichkeit der Aufgabe kommt es aber auf jede noch so kleine Tat an.  Zwar muss der größte Teil des Wandels auf der politischen Ebene geleistet werden, aber auch Sie als Einzelne/r können an dieser Feier teilnehmen.

Erleben Sie die Natur und fördern Sie Ihre geistige und körperliche Gesundheit

Wissenschaftliche Belege für die negativen Auswirkungen unserer Abkopplung von der Natur gibt es reichlich. Dies gilt besonders für unsere psychische Gesundheit. Depressionen und Angstzustände werden als Krankheiten der heutigen Zeit bezeichnet.  Die Forschung hat gezeigt, dass die Menschen gestresster und trauriger denn je sind, und Covid-19 kann dieses Szenario nur verschlimmern.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben herausgefunden, dass zwei Faktoren am meisten zu einer umweltbewussten Denkweise bei Kindern beitragen: positive direkte Erfahrungen in der Natur während der Kindheit und Vorbilder für die Sorge um den Planeten durch jemanden, der dem Kind nahesteht - zum Beispiel ein Elternteil, ein Großelternteil oder ein anderer vertrauenswürdiger Mensch. Wichtig ist, dass Kinder und Jugendliche, die Zugang zur Natur hatten, mehr Freude an körperlicher Aktivität zeigten; dadurch profitierten sie von geringeren Raten von Fettleibigkeit und anderen chronischen Krankheiten wie Diabetes und Herzkrankheiten und steigerten zudem ihr emotionales Wohlbefinden und ihre Widerstandskraft.

Der Schutz der biologischen Vielfalt ist kein „Nice-to-have“, sondern trägt ganz wesentlich zu unserem Wohlbefinden bei. Vielerorts gibt es Möglichkeiten zu ehrenamtlichem Engagement in der freien Natur. Die Aktivitäten können vom Sammeln von Klimadaten bis zur Überwachung von Arten reichen. Selbst für Citizen-Science-Experimente, die während der Covid-19-Pandemie eine größere Herausforderung darstellen, gibt es inspirierende virtuelle Optionen. Ein Garten ist immer ein Ort, der uns Freude bereitet. In dem Leitfaden „Garden for Life“ finden Sie Tipps, wie man Leben, Farben und Vogelgesang willkommen heißt, auch wenn man nur einen kleinen Balkon hat. In Zeiten des weltweiten Social Distancing kann uns selbst der Blick auf ein grünes Blatt etwas inneren Frieden bringen. Nehmen wir uns an diesem 22. Mai ein paar Minuten Zeit, um für alles, was die Natur uns bietet, dankbar zu sein und uns dem Mantra „Building back better“ für eine gesündere Welt nach Covid-19 zu verpflichten.

Dieser Blog erschien zuerst am 22. Mai 2020 auf der Website der Women Leaders for Planetary Health.

Kommentare

Gast am 13.12.2020 - 05:09

Yes you all people saying right. We should must protect our ecosystem.biodiversity should take care as like a our heritage. Main reason of chronic diseases are declining of animal diversity.my research going on diversity and abundance of anurans

hr am 20.03.2021 - 11:57

Die degrowth-Bewegung hat seit den 70er Jahren Konzepte ausgearbeitet, mit denen wir ein weiteres Artensterben zumindest bremsen könnten. Wachstumsrücknahme ist die zentrale Forderung. Ein Systemwandel zu einer suffizienten Wirtschaft kann gelingen, wenn parallel zur Ausweitung der Naturschutzgebiete die Kraftwerke, industriellen Prozesse und Treibstoffe radikal reduziert werden. Es sollte nur noch produziert werden, was wirklich gebraucht wird. Die zahlreichen Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Journals zeigen, daß degrowth zunehmend anerkannt ist: https://timotheeparrique.com/academic-articles/

Bernd Ehlert am 30.08.2021 - 14:14

https://kulturelle-evolution.net/

Das Artensterben ist nur ein Teil eines Prozesses, in dem der Mensch mit einer exponentiellen Wucht die Erde nach seinen Vorstellungen und Bedürfnissen umgestaltet. Man kann die einzelnen Folgen und Gefahren dieser Entwicklung nicht separat betrachten und darin separat vollständig zu lösen versuchen. Man muss den Gesamtprozess im Auge behalten und das heißt die vergangene und momentane Evolution des Menschen.
Das große Problem dabei ist, dass wir die momentane exponentielle Entwicklung des Menschen gar nicht als weitergehende Evolution des Menschen erkennen können, denn wir kennen Evolution nur als genetische Evolution, jedoch nicht als kulturelle Evolution.

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