Headline: Interview mit Guy Brasseur: Wissenschaft vermitteln

Wie bringt man Wissenschaft der Gesellschaft näher? Wenige Forscher haben sich mit dieser Frage so intensiv beschäftigt wie der belgische Atmosphärenforscher Guy Brasseur. Er war von 2009 bis 2014 Leiter des Climate Service Centers in Hamburg, dessen Aufgabe es ist, Erkenntnisse der Klimaforschung für Politik, Wissenschaft und Wirtschaft aufzubereiten. Vor seiner Tätigkeit am Climate Service Center arbeitete Guy Brasseur als Leiter des Labors für das Erd- und Sonnensystem in Boulder, Colorado. Von 1999 bis 2005 war er außerdem Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie und Leiter des Deutschen Klimarechenzentrums in Hamburg. Er ist einer der Hauptautoren des vierten Sachstandsberichts des Weltklimarats (IPCC), für den 2007 der Friedensnobelpreis vergeben wurde.

Am Mittwoch, 4. Februar, spricht Brasseur am IASS. In einem kurzen E-Mail-Interview hat er uns vorab einen Einblick in seine Erkenntnisse gegeben.

Before he joined the Climate Service Center, Guy Brasseur headed the Earth and Sun Systems Laboratory in Boulder, Colorado. From 1999 to 2005 he was also Director of the Max Planck Institute for Meteorology and head of the German Climate Computing Center in Hamburg. He is one of the main authors of the IPCC Fourth Assessment Report, for which the Nobel Peace Prize was awarded in 2007.

Ihr Vortrag hat den Titel “Climate Services: Dream or Reality?“. Als Sie 2009 Gründungsdirektor des Climate Service Centers wurden, war es Ihr Traum, den Wissensstand von Entscheidungsträgern über den Klimawandel, seine Folgen und Anpassungsmöglichkeiten zu verbessern. Sind denn nach fünf Jahren zumindest Teile dieses Traums Wirklichkeit geworden?

Wir hören seit Jahren, dass die Klimawissenschaft gesellschaftlich relevant ist. Aber die Verbindung zwischen der Wissenschaftsgemeinde und den potenziellen Nutzern hat nie besonders gut funktioniert. Sogar Informationen aus internationalen Gutachten haben sich nie als relevant für Regierungen und Unternehmen erwiesen. Mein Traum war es daher, einen nachhaltigen Mechanismus zu entwickeln, um Wissen gemeinsam zu produzieren und Antworten auf die entscheidenden Umweltprobleme zu finden, die die Gesellschaft im nächsten Jahrhundert zu bewältigen hat. Die Realität zeigte schnell, dass dies eine riesige Aufgabe war, denn es gab keinen Markt für Datenprodukte. Weil detaillierte Untersuchungen des Marktes nicht verfügbar waren, kann der Erfolg von Klima-Dienstleistungen nur begrenzt sein.

Wissenschaftler wollen Probleme in ihrer Komplexität verstehen, Politiker hingegen suchen nach Antworten, die einfach genug sind, um der allgemeinen Öffentlichkeit vermittelt zu werden. Wie löst man dieses Problem?

Die Kommunikationsstrategie muss grundlegend überarbeitet werden. Man darf nicht glauben, dass Wissenschaftler Informationen bereitstellen und Stakeholder diese Top-Down-Informationen annehmen und nutzen. Besser ist es, gemeinsame Projekte zu entwickeln, in denen Nutzer und Wissenschaftler zusammen an einem Problem arbeiten. Die Einbeziehung von Stakeholdern ist sehr wichtig.

Wenn Sie auf Ihre Bemühungen zurückblicken, Informationen zu solch verschiedenen Themen wie Biogas-Anlagen, Emissionshandel und Klimafolgen zu verbreiten, können Sie uns ein Beispiel nennen, bei dem Sie den Eindruck hatten, dass Ihre Arbeit wirklich etwas bewirkt hat? 

Ganz ehrlich, zum jetzigen Zeitpunkt denke ich nicht, dass Klima-Services weltweit einen entscheidenden Einfluss auf die Haltung der Unternehmen zu Klimawandel-Themen hatten. Ein Grund dafür ist, dass auf dem Gebiet der Klima-Services viele Wissenschaftler arbeiten, die die Kultur und Arbeitsweise der Nutzer nicht teilen. In meinem Vortrag werde ich die Erfolge und Misserfolge der Klima-Services analysieren und verschiedene Ansätze zur Diskussion stellen, mit denen sich wirklich etwas bewirken lässt.

Header_Photo: (c) istock/crazydiva

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