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Headline: „Hoffnungsvolles Signal für die Transformation von Konsum und Produktion“

Die Bundesregierung will mit einem Maßnahmenbündel nachhaltigen Konsum stärken. Professorin Christa Liedtke, Co-Vorsitzende der Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030 (wpn2030) lobte den Beschluss des Staatsekretärsausschusses für nachhaltige Entwicklung als "hoffnungsvolles Signal", dass die Regierung "Konsum und Produktion jetzt ins Zentrum ihrer Nachhaltigkeits- und Klimapolitik rücken und konsequent transformieren" wolle. Allerdings bestehe weiterer Verbesserungsbedarf, denn nachhaltiger Konsum müsse auf eine zirkuläre Wirtschaftsweise ausgerichtet werden. 

Nachhaltiger Konsum Bambusbesteck
Die beschlossenen Maßnahmen der Regierung zur Stärkung des nachhaltigen Konsums sollen dazu beitragen, den konsumbezogenen Ausstoß von Treibhausgasen pro Einwohner bis 2030 zu halbieren. Shutterstock/ UvGroup

Mit 45 Maßnahmen und Zielen priorisiert und fokussiert die Bundesregierung nun das bestehende Programm der Bundesregierung für nachhaltigen Konsum von 2016. Die beschlossenen Maßnahmen sollen dazu beitragen, den konsumbezogenen Ausstoß von Treibhausgasen pro Einwohner bis 2030 zu halbieren. „Eine Fokussierung auf Konsumbereiche, die am meisten Ressourcen verbrauchen, viel CO2 ausstoßen und gravierende ökologische und soziale Schieflagen verursachen, ist angesichts des stetig steigenden Handlungsdrucks – unter Berücksichtigung der internationalen Verflechtungen – von zentraler Bedeutung. Dies ist mit den neuen Beschlüssen nun in Aussicht gestellt“, sagte Christa Liedtke von der wpn2030.

Die vom Staatssekretärsausschusses für nachhaltige Entwicklung (StSA) überarbeiteten Maßnahmen betreffen die Bereiche Mobilität, Wohnen und Haushalt, Ernährung, Arbeit und Büro, Bekleidung sowie Freizeit und Tourismus. Konkrete Maßnahmenbeispiele sind etwa eine signifikante Erhöhung der Marktanteile nachhaltiger Produkte und die Förderung nachhaltiger Lebensstile. „Das Ambitionsniveau ist damit deutlich angehoben. Wir freuen uns zudem darüber, dass unsere Empfehlungen in den Beschlüssen zum Ausdruck kommen“, sagte Liedtke.

Wie enorm der Handlungsbedarf sei, zeigten die Berichte zu den Indikatoren in der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie, die Konsum und Produktion betreffen. "Bei vielen von ihnen sind wir noch weit von den gesetzten Zielen entfernt. Daher gilt es jetzt, die angekündigten Maßnahmen auch konsequent umzusetzen“, sagt Liedtke.

Maßnahmen adressieren Angebots- und Nachfrageseite zugleich

Erfreulich sei, dass die überarbeiteten Maßnahmen nun stärker als bislang die Angebots- und Nachfrageseite gemeinsam adressieren, auch wenn nach wie vor die Konsumentenseite stärker im Fokus stehe. „Die Transformation von Konsum und Produktion ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Produzentinnen und Produzenten sind hier gleichermaßen gefragt“, ergänzte Liedtke. Der Staat selbst müsse sich dabei genauso in die Pflicht nehmen: „Er muss seiner Vorbildfunktion schnell und konsequent nachkommen. Die für den Sommer 2021 angekündigte Allgemeine Verwaltungsvorschrift für die Beschaffung klimafreundlicher Produkte und Dienstleistungen ist ein wichtiger Schritt. Die öffentliche Beschaffung trifft die Bürgerinnen und Bürger im Alltag und auf Augenhöhe.“

Ein weiterer großer Schritt sei, dass die Bundesregierung nun auch den digitalen Handel und den digitalen Konsum stärker in den Blick genommen habe. "Dieses Feld birgt besondere Herausforderungen und auch Chancen für eine nachhaltige Transformation", sagte Liedtke - "insbesondere auch in den Kommunen.“

Die wpn2030 ist ein Ort für die Wissenschaft, an dem sie drängende Fragen der Nachhaltigkeitspolitik diskutiert – im Austausch mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Im Vorfeld zum Staatssekretärsausschuss für nachhaltige Entwicklung hat die wpn2030 ein Empfehlungspapier erarbeitet: „Konsumpolitiken stärken, transformative Schritte einleiten, gesellschaftliche Potenziale weiter entfalten“. Das Papier speist sich aus den Ergebnissen eines DNS-Labs, das die wpn2030 zum Thema „Politiken für nachhaltigen Konsum stärken” mit 27 Expert*innen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft am 4. März 2021 durchgeführt hat. Zudem eingeflossen sind Ergebnisse der wpn2030-Arbeitsgruppe „Nachhaltiger Konsum“.