Headline: Eindrücke eines Neulings auf der COP21

Als ich Freunden und Kollegen erzählte, ich würde am COP21-Klimagipfel teilnehmen, war die erste Reaktion oft „cool!“, gefolgt von: „Und was machst du da genau??“ Tja, was ich mache, war mir klar: Seit Monaten arbeite ich als Vertreterin des IASS mit Partnern aus der Koalition für Klima und saubere Luft (Climate and Clean Air Coalition – CCAC) und der UN-Wirtschaftskommission für Europa (Economic Commission for Europe – UNECE) zusammen; gemeinsam organisieren wir zwei Side Events über den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Luftqualität, um zu beleuchten, inwiefern bessere Luftqualität Vorteile für Klima, Gesundheit und Entwicklung bringt. Aber wie geht es auf der COP21 tatsächlich zu? Das interessierte mich genauso wie jeden anderen. Für jemanden, der wie ich beruflich von jeher mit Fragen der Luftqualität zu tun hatte, war die „COP“, eine Abkürzung für Conference of the Parties to the United Nations Framework Convention on Climate Change (ein ziemlicher Bandwurm, gebe ich zu), schon immer eine Riesensache. Also bestieg ich das Flugzeug nach Paris mit hohen Erwartungen für die 21. COP – nicht nur, weil 2015 als letzter Termin für ein globales Klimaschutzabkommen galt, sondern weil ich endlich persönlich erleben würde, worum es dort ging.

Die Kunst-Installation "Ice Watch Paris" am Place du Panthéon, Paris. (c) Kathleen Mar

Das Konferenzzentrum für die COP21 in Le Bourget nördlich von Paris gleicht einer Kleinstadt, einschließlich Postamt, Bäckereien, Restaurants und einer Freiluft-Durchgangsstraße, den sogenannten „Champs-Élysées“. In den Hallen kann man sich im Labyrinth zahlloser Ausstellungen und Konferenzsäle leicht verlaufen. Im Mittelpunkt der COP stehen die Verhandlungen der Vertreter von 195 Ländern, die um ein rechtsverbindliches Abkommen ringen, das den Weg weist, wie die Menschheit ihre Emissionen eindämmen wird, um eine katastrophale globale Klimaerwärmung zu vermeiden. Allerdings haben Leute mit einem „Beobachter“-Ausweis wie ich kaum Zugang zu den entscheidenden Verhandlungen. Vielmehr engagieren sich die allermeisten der gut 40.000 Teilnehmer in den unzähligen sogenannten „Side Events“ zu jedem nur denkbaren Thema, das mit dem Klimawandel zusammenhängt. Und tatsächlich betrifft der Klimawandel praktisch jeden Aspekt der menschlichen Gesellschaft. Es gibt Veranstaltungen zu den Auswirkungen des Klimas auf Gesundheit, Landwirtschaft, Menschenrechte und Kultur. Andere Events beschäftigen sich mit Verkehr, Finanzen oder Governance. Fürsprecher setzen sich für die Jugend, für Frauen, für indigene Kulturen ein. Und überdies sind Umweltminister aus aller Welt nicht nur angereist, um zu verhandeln, sondern sie nutzen die Side Events auch, um die Fortschritte ihres Landes in grüner Entwicklung und Klimaschutz zu präsentieren.

Bei zwei Side Events des IASS rief Mark Lawrence, unser geschäftsführender wissenschaftlicher Direktor, zum Kampf gegen kurzlebige, klimawirksame Schadstoffe (Short-Lived Climate-forcing Pollutants – SLCPs) wie Ruß, Methan und Ozon auf, um die Klimaerwärmung zu verlangsamen, Leben zu retten und Entwicklungsziele zu erreichen. Gemeinsam mit ihm setzten sich Vertreter der UNECE, der Weltbank sowie Minister aus Europa, Asien und Afrika für die Verbreitung dieser Botschaft ein und sprachen über ihre Erfahrungen, ihre Erfolgsgeschichten und ihr Engagement. Die Botschaft besagt nicht nur, was getan werden muss, sondern auch wie es getan werden kann.

Die Atmosphäre auf der COP ist teilweise ähnlich wie auf all den Wissenschaftskonferenzen, die ich schon besucht habe. Die Leute stellen ihre Arbeit vor und vernetzen sich mit Kollegen. Es gibt eine Menge PowerPoint-Präsentationen. Aber dass man ein gemeinsames Ziel verfolgt, ist mit Händen zu greifen, und es verleiht den Verhandlungen Dringlichkeit und Energie. Was mich an der COP21 wohl am meisten beeindruckt hat, ist, dass so viele Pariser an der Konferenz Anteil nehmen, unabhängig davon, ob sie eine „offizielle“ Veranstaltung besuchen oder nicht. Es gibt eine Menge Events an Treffpunkten in der ganzen Stadt, obwohl wegen Sicherheitsbedenken viele der geplanten Kundgebungen und Demonstrationen verboten wurden. Vergangenen Freitag versammelten sich junge Leute, darunter eine Menge Studenten, im angesagten Café La Recyclerie, wo COP21-Jugenddelegierte über ihre Erfahrungen als Beobachter bei den Verhandlungen berichteten und die Gewinner des Wettbewerbs „Spoken Word for the World” in einem Poetry Slam zum Thema Klimawandel auftraten. Vor dem Panthéon fotografieren Jugendliche, Touristen und praktisch alle anderen Passanten die großflächige Kunstinstallation „Ice Watch Paris“; sie besteht aus zwölf gewaltigen Blöcken Grönlandeis, die, zum Zifferblatt einer Uhr angeordnet, während der COP21 langsam schmelzen. Als einzelner Mensch kann man nur einen kleinen Bruchteil der Ereignisse miterleben.

Während meiner Zeit auf der COP blieben die Berichte von den eigentlichen Verhandlungen zuversichtlich, man werde am Ende der Woche ein globales Klimaschutzabkommen erzielen. Wer sich hier in Paris aufhält, lässt sich von diesem Optimismus leicht anstecken. Aber der gute Wille der ganzen Welt nützt nichts, wenn er nicht von raschen, tiefen Einschnitten bei den Emissionen begleitet wird, die nötig sind, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu vermeiden, zum Wohl künftiger Generationen und des Lebens auf unserem Planeten. Selbst die zuversichtlichsten Optimisten unter uns wissen, dass dies keine leichte Aufgabe ist.

Header-Bild: Die IASS-Wissenschaftlerinnen Kathleen Mar und Birgit Lode bei der COP21. (c) Kathleen Mar

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