Beatrice Stude am 24.02.2022 - 21:27

Guten Abend, vielen Dank für das Zusammenstellen zur aktiven und trefflicheren Sprache und die interessanten Links!
Als Kuratorin vom #kommraus Forum Öffentlicher Raum für die Stadt Wien, hab ich 2019 auch gegen manchen Widerstand öffnen statt sperren beim Ankündigen von Programmpunkten durchgesetzt, das hat wohl auch etwas dazu beigetragen, dass sich das Öffnen immer mehr verbreitet, z. B.
„Zollergasse – geöffnen für euch! – Wir öffnen die Zollergasse für Euch. Kommt raus zu einem lebhaften, inspirierenden Tag. Einem Tag, an dem wir gemeinsam ausprobieren, wie Straßen sich als lebendige Räume anfühlen. Räume, die multifunktionale Nutzungen zulassen. Straßen, auf denen verweilt, gespielt, entspannt – ja, gelebt werden kann!
Kommt raus, genießt die Straßen Eurer Stadt und bringt Familie und FreundInnen mit!“

Seit Jahren beschäftige ich mich auch mit Framing. Daher möchte ich dazu noch einen wichtigen Hinweis für den Artikel beitragen: „Aus welcher Perspektive berichtete ich?“ Für die Menschen, die zu Fuß und am Fahrrad unterwegs sind, wird die Straße geöffnet – für die die im Auto sitzen gesperrt: Wer sperren benutzt, spricht / schreibt aus der Windschutz-Scheiben-Perspektive. Wenn wir uns das jedes Mal fragen, wird unsere Sprache immer besser unsere Anliegen authentisch vermitteln.

„Im Auto sitzend“ ist eine weitere Wortwahl, die ich gern verwende, um das Passive zu unterstreichen – als Gegenstück zum Gehen und Radfahren, wo die Person aktiv ist und sich fit und gesund hält.

Park und Platz sind ja als Einzelwörter positiv besetzte Worte, vielleicht funktioniert das Wort Parkplatz daher leider so gut. Eine Idee wäre jedenfalls immer Auto-Parkplatz zu schreiben. Denn es gibt auch Radparkplätze! Autolagerfläche ist etwas sperrig, wenn auch vom Bild gut, dass es erzeugt. Autoabstellplatz ist auch noch nicht ideal.

Das bringt mit abschließlich zu einem weiteren wichtigen Aspekt, den ich hier einbringen möchte, der präziseren und bildhaften Sprachwahl: Bei Verkehr denken viele Menschen sofort an Autoverkehr, dabei gibt es Radverkehr, Fußverkehr, Schiffsverkehr, Flugverkehr und auch sowas wie Geschlechts- oder Schriftverkehr. Wenn wir von Autoverkehr oder Radverkehr reden sind wir präziser und nehmen nicht an, dass unser Gegenüber oder unsere Leser:innen genau wissen, wovon wir jetzt reden. Und, unser Hirn ergänzt sicher, dass das auch Lkw-Verkehr beinhaltet, ohne das dies gesondert erwähnt werden muss. Wenn wir zu präzise – was oft mit abstrakter Wortwahl einhergeht – schreiben oder sprechen, dann verwenden viele gern MIV motorisierter Individualverkehr – welche Bilder erzeugt das im Kopf? Ich würde meinen, bei den meisten Menschen keine.



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